Paraguay-Aufenthalt 2002/03

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Im November verzaubern die Yarandá-Blüten: "Un país tan hermoso - pero la gente" - wie unsere Ex-Vermieter - und viele andere Argentinier - sagen

Angesichts einer Inflation von 145 % (>> siehe dort) und den Berichten in den europäischen Medien über Gewalt, Armut (45% !) und Aufruhr waren wir vor der Reise (2023) sehr verunsichert. Schnell aber stellte sich das alte Heimatgefühl wieder ein. Was war wie immer (2003-2010)? Was hatte sich verändert?

Präsidentenwahl: Balotaje (Stichwahl) am 19.11.2023

Massa hat sich am Wahlabend ohne Gratulation an den Sieger aus der Politik und seinem noch bestehenden Amt als Wirtschafsminister verabschiedet. Milei ist in die USA gereist, um Wirtschfts-und Finanzkontakte zu knüpfen.

Wir verfolgen intensiv den Wahlkampf und die Stimmung nach der Stichwahl. Das Fernsehduell kurz vor der "Baloraje" läuft für unsere Verhältnisse außerordentlich seriös und kultiviert ab. Die Journalisten halten sich zurück, die Kandidaten moderieren sich selbst und reden sich dabei höflich - sich duzend - mit Vornamen an (Javier und Sergio). Von den Verrücktheiten um die erste Wahl im August ("Sprengung der Zentralbank", Kettensäge etc seitens Milei, von der deutschen Presse mantraartrig wiederholt) ist im November nichts mehr zu spüren. Wenig Plakate, wenn, dann für Massa, den Peronisten, Wirtschaftsminister der alten Regierung. Milei, der Ultraliberale, der den Staat für das größte Übel hält, konzentriert sich ganz auf eine Kampagne in den sozialen Medien und gewinnt damit die jungen Leute ... und sogar die Armen.
Wir sprechen niemanden, der sich für Massa ausspricht. "Kein Wunder, ihr begegnet ja nur Leuten, die arbeiten!". In einer verzweifelten Situation scheint für viele Milei ein Hoffnungsträger zu sein. Er siegt schließlich deutlich mit 56%, in der Provinz Mendoza, wo wir zum Zeitpunkt der Stichwahl sind, mit 72%. Viele Gesprächsparter haben einen ungültigen Stimmzettel abgegeben: "Wir haben ja nur die Wahl zwischen einem korrupten Dieb (Massa) und einem Verrückten!"
Nach der "Asunción" am 10. Dezember diskutieren die Zeitungen, was von der Kettensäge noch bleibt, ob er ein populistischer Lider oder ein Pragmatiker ist.

Mir fiel bei seiner Antrittsrede am 10.12.2023 vor dem Volk auf, dass er bewusst die Gender-Ansprachen vermieden, stattdessen das generische Maskulinum verwendet hat. Er schwört die Argentinier immer wieder auf sechs harte Monate ein, denn "no hay plata" - "wir haben kein Geld". Den überraschend anwesenden Selenski umarmte er heftig und sandte damit ein Signal zur Positionierung in der westlichen Wertegemeinschaft. Die vom brasilianischen Präsidenten betriebene Einladung zur BRICS-Gruppe wird die Regierung Milei nicht annehmen.

Wirtschaftsminister Caputo ist mit der Umsetzung von Mileis Politik befasst: Es werde zwar zuerst alles schlimmer, bevor es dann aber besser werde. Der Peso wird auf 800 ARS / 1 USD abgewertet. (vorher 350).

Im APA Guides "Buenos Aires" von 1993 las ich damals - und fand es (2003ff) bestätigt: Die Porteña versucht immer, "ihren Körper betont vorteilhaft in Erscheinung treten zu lassen." (S. 80). Ich halte 2023 Ausschau nach diesem Frauentyp, finde ihn annähernd in diesen "mujeres":

Der weltweite Trend der Adiposierung hat leider auch vor dem einst so schicken Buenos Aires nicht Halt gemacht. Ich bin erschüttert, wie sehr die Frauen - speziell der Generation 20-40 - sich gehen lassen und ihre Pfunde völlig unbekümmert ausstellen.

durchtätowiert - was sowas wie der Mainstream ist. Nagelstudios begegnen mir zu Hauf, Tatoo-Studios wenig.

Wo lassen sich die Menschen die Haut präparieren?