Reisen in Argentinien/Chile/Uruguay 2007-2010 Fortbildung in Ecuador Deutschland mit dem Rad umrundet

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Cusco: "der Nabel der Welt"

Plaza de Armas

Beeindruckend ist das Centro histórico, dominiert von der Plaza de Armas. Es geht friedlich zu. Die Stadt ist nicht so von Touristen überfüllt wie befürchtet. Schließlich wird Cusco (Cuzco) von Lima aus im Viertelstundentakt angeflogen. Die meisten Touris im Frühling (Okt./Nov.) sind inländische Reisegruppen (u.a. Schulausflüge). Unter den Ausländern dominieren US-Reisende zu - gefühlt - 99%. Auf der Plaza führen Schulklassen immer wieder mehr oder weniger gelungene Volkstänze vor, gecoacht von konsequenten jugendlichen Lehrern. Ein wachsendes Polizeiauggebot bereitet sich auf den für 10. und 11. November angekündigten nationalen Streik vor, der dann doch nur teilweise stattfindet.

Die touristische Infrastruktur Cuscos ist hervorragend. Es gibt allerdings nur wenige funktionierende Geldautomaten; aber jede Menge Wechselstuben.

Eigentlich sollte jetzt Regenzeit sein, wir haben aber Sonne pur mit höchster UV-Intensität (12). Jahreszeitlich bedingt steht die Sonne gerade senkrecht. Der angekündigte Regen wird kommen, wenn wir wieder weg sind.

Flagge

Ist man hier in einer Schwulenhochburg? Nein - die ehemalige Hauptstadt des Inkareiches verstand sich als "Nabel der Welt" und hat die Regenbogenfarben in der Stadtflagge, die überall weht. Herausragend schön ist das "Centro histórico" und das angrenzende Barrio San Blas, wo unser charmantes Hotel (DZ Ü/F 73-95 USD) liegt.

San Blas

Nur etwas breiter als diese Gasse (Bild oben) sind die Straßen, welche mit KfZ zu befahren hohe Chauffierkunst erfordert (Bild unten).

Gasse Inkamauern

Die Inkas haben es verstanden, die großen Granitblöcke fugen- und mörtellos millimetergenau zuzuhauen und zu platzieren.

muros


PokemonSchulklassen führen Tänze vor; ältere Schüler beim Pokémon?


Essen und Trinken

Neben dem üblichen schlechten und überteuerten Touristenessen in den Zentren aller Metropolen findet man mit etwas Glück auch "Renner". Der Hit war ein Drei-Gänge-Essen incl. Chicha (Maissaft) für 10 Sol (2,70 EUR).

Alpaka

Diese Alpaka-Steak war der Hauptgang eines 3-Gänge-Menüs für 30 Sol (Asiri in der Calle de Ruinas: zu empfehlen wegen schmackhaften Essens, superfreundlicher Bedienung und schönen Ambientes!)

Garküche

Dort gibt es die Nationalgerichte, z.B. Cuy (Meerschweinschen) und Chichas (Saft von dunklem Mais oder Quinoa): aus Plastikeimern in Plastikbeutel mit Röhrchen gefüllt. - Nein danke!

Cuy Chicha

Wir folgen dagegen einem Tipp des Taxifahrers José vom Vortag und lassen uns mit dem Taxi hoch hinauf in ein entlegendes Barrio zur angeblich besten "Cuyeria Sol Moqueguano" fahren. Dort herscht Peru pur.

Peru pur Cuy al horno

Wir essen je ein halbes Cuy al Horno bzw. Cuy Chactado (je 19 Sol): rustikal serviert, aber sehr schmackhaft.


Essay: Wie wir die Peruaner/innen erleben (1) zu (2) >>

Das ist eine angenehme Überraschung! Da unser Peru-Tripp quasi wie jene Mexico-Reise 2005 ein Highlight-Hopping ist, waren wir auf Schlimmes vorbereitet und hatten Angst vor unsympathischem Touristenmelken. Nichts davon traf ein! (Ausnahme: die unangemessene Vermarktung des Machu Picchu). Wir begegnen ausgesprochen sympathischen Menschen: super-höflich, hilfsbereit, kultiviert, rücksichtsvoll, zurückhaltend, respektvoll. Die meisten Menschen wirken kultiviert, gepflegt, haben unter einander einen angenehmen Umgang. Offene, schöne Gesichter, bronzen glänzende Haut, tiefschwarze Haare (die offensichtlich nie ergrauen oder ausgehen: Neid!), Augen, die einen anschauen, leise Stimmen, klarstes, gut artikuliertes Spanisch. Wie kultiviert die Menschen sind, zeigt dies: häufig sind die Ansprechpartner so sensibel, dass sie im Gespräch mit uns das Sprechtempo rücksichtsvoll verlangsamen, um im Dialog mit dem Compañero sofort wieder den Takt zu erhöhen.

Nicht nur auf dem zentralen Platz sieht man Inkastatuen; es geht auch noch größer (Bild rechts). Alles ist und heißt "Inca", auch das nach Gummibärchen schmeckende "Inca-Kola".

Ein schönes Beispiel für den Synkretismus zwischen Katholischem Christentum und Andengötterei sind die Figuren des "Christo moreno" oder "negro (>>)", des braunen oder schwarzen Christus, wie z. B. die des "Herrn über die Erdbeben" in der Kathedale:

Her über Erdbeben

Die Statue wird sehr verehrt und bei einer jährlich stattfindenden Prozession unter großer Anteilnahme durch die Stadt getragen.

Lama

Die pitoressken Aufmachungen (Lama, Lämmchen, Kostüme) haben keinen anderen Zweck, als Touristen gegen Geld (1-2 Sol) zu einem Foto zu animieren, was die Touristenpolizeit aber verbietet.

Foto gegen Geld


Normales Leben abseits des Tourismus

Hausaufgaben

Hausaufgaben auf der Plaza

Lehrerstreik

Ein Lehrerstreik für "würdige Gehälter" bei derzeit nur etwas 270 EUR/Monat scheint verständlich. In vielen Diskussionen über das Bildungssystem hören wir auch, viele Lehrer seien faul, bereiteten sich nicht vor, verkauften gute Noten, vergriffen sich an Schüler/innen.

Jeden Sonntag gibt es auf der Plaza de Armas eine Parade. Am 13.11.2016 waren die Colegios dran. In einer Mischung von Militärparade und Mainzer Karneval ziehen die Ex-Abschlussjahrgänge diverser Schulen - quasi als kollektives Jahrgangstreffen - um den Platz. Das zeigt viel Gemeinsinn und Lebensfreude.

Parade

Nachdem die Jahrgänge (überwiegend stolze Frauen) sich selbst gefeiert haben, gehen viele in die öffentlichen Garküchen zum Mittagessen, wie z.B. auf der Plaza San Francisco. (<< Bild links).

Am Vorabend waren wir auf Empfehlung des Hotels im "Restaurante La Cusqueñita". Die Nationalspeisen "Chicharón" und "Lechón" (Spanferkel) waren vorgefertigt, trocken mit kaum genießbaren Beilagen.

Dafür gab es eine Band mit Andenmusik und schöne (Kostüme) Folklore-Tänze:


Das Zentrum vom Cusco bis zur Plaza San Francisco ist wunderschön: kolonial, gepflegt, sauber, friedlich: lädt zum Verweilen ein. Cusco liegt ca. 3.450 m üdM und frisst sich ständig weiter den Berg hinan bis fast 4.000 m. Sobald man das schmucke Zentrum - vor allem bergan - verlässt, wird die Stadt völlig trostlos: Südamerika pur. Billigste Bauweise; die roten Ziegelsteine sind meist nicht verputzt. Vor der Haustür beginnt der Dreck; kein Grün. Gefühlt ist jedes zweite Haus eine Bauruine. Wie man uns erzählt, weil das Geld ausgeht:

unfertige Häuser

Wenn demnächst die Starkregen einsetzen, wird das Wasser die steilen Straßen herunterschießen und manche Hütte mit sich reißen; von den Folgen der häufigen Erdbeben ganz zu schweigen. Auf einer Stadtrundfahrt mit unserem Taxista entdeckten wir außerhalb des Zentrums kein Viertel, in dem man gerne wohnen möchte.

terremoto

Wir sind froh, wenn stimmt, was das Schild verheißt, dass nämlich unser Hotel erdbebensicher sei.

Nie fühlen wir uns bedroht oder betrogen. Schwierig ist immer die erste Taxifahrt bei Ankunft am Flughafen, weil man noch keinen Preisvergleich hat. Ideal war für uns das individuelle Reisen mit Miettaxis, welche wir uns von der Hotelrezeption vermitteln ließen: Der Preis war dann im voraus ausgemacht und reel, für unsere Verhältnisse sehr billig (Stadtfahrt 5 Sol). In einem PKW-Collectivo zu viert zahlten wir für eine 2-Stundenfahrt nach Ollantaytambu 15 Sol/PAX. Umso weniger akzeptabel ist, was z.B. Perurail für die Fahrt nach Machu Picchu abzockt (262 USD! Hin- und Rückfahrt).
Einen so zuvorkommenden Service wie in der Estancia San Blas habe ich noch nirgendwo auf der Welt erlebt: Man bewahrt unsere Koffer auf; storniert eine gebuchte Übernachtung, weil wg. eines Streiks sich alles verändert, verlängert den Checkout, bucht uns ein Hotel in Ollantaytambo um, leitet uns sicher und kostengünstig dorthin, bestellt uns sichere Taxis zu fixem Preis, reserviert uns Restaurants und gibt uns gute Empfehlungen; bei allem stets auf unsere Wünsche bedacht.

© 2016-2017 Michael Seeger, Letzte Aktualisierung 23.02.2017  mail an autor