Fortbildung in Ecuador | Heide Walbs Südamerika-Blog |
"Mi Buenos Aires querido" Eindrücke von 2016, 2018 und 2023 (in Rot) |
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Der Obelisk 2007 argentinisch-deutsch verhüllt ... |
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Die Ankunft in der argentinischen Hauptstadt ist "regreso a casa", gewissermaßen Heimkehr. Schnell erwachen die Erinnerungen an unsere Zeit hier 2007-2010 >> zur lebendigen Gegenwart. Hier müssen wir deshalb nichts besichtigen und nichts fotografieren. Wir können uns treiben lassen und unsere Aufmerksamkeit auf Veränderungen und neue Entwicklungen lenken. Zahlreiche Freundschaften und Bekanntschaften werden aufgefrischt und belebt. Erneut umwerfend ist die charmante Freundlichkeit der "Porteños". Das Italienische an ihrer Lebensart sprießt aus jeder Ader: große Geste, kommunikativ: viel und laut redend - gerne auch alle gleichzeitig - , selbstüberzeugt, theatralisch. Diese Lebensart zieht uns sofort wieder in ihren Bann. Verbessert hat sich einiges, z.B. gibt es im ÖPNV endlich eine elektronische Karte für alle Verkehrsmittel ("SUBE"); früher musste man mühsam die Münzen horten, damit man beim Busschaffner bezahlen kann. Münzen? Die gibt es kaum noch. Die Hyperinflation hat sie hinweggefegt. Wir sind über das Preisniveau geschockt! In Pesos gerechnet haben sich diverse Artikel seit 2007 verzehnt- bis verdreißigfacht. Selbst wenn man die Wechselkursveränderung einbezieht (ein ARS ist heute nur noch 0,06 EUR wert!) haben sich die Lebenshaltungkosten im Vergleich zu 2007 verfünffacht! Für den Preis einer Tüte Lebensmittel bekommt man bei ALDI einen ganzen Wagen voll! Die Argentinier leben davon unbeeindruckt. Diese Situation kennzeichnet ihr Leben seit Generationen. Krise in Europa? Da lachen sie nur. Krise gehört für die Argentinier dazu wie die Luft zum Atmen. Entwicklung 2018/19: Die Fortschritte in der Infrastruktur sind weiterhin beeindruckend: Busspuren, Disziplin der Verkehrsteilnehmer, Sauberkeit in den Straßen, wie ich mir das 2007 niemals hätte träumen lassen. Die Carteneros sind jetzt staatlich organisiert und unterstützt. Ampeljongleure und selbsternannte Parkplatzeinweiser (Toalleros) sind fast vollständig aus dem Straßenbild verschwunden. Straßenverkäufer seltener geworden. Natürlich sehen Barrios wie Once ganz anders aus als etwa "unser" Palermo oder Belgrano. In vielen Gesprächen wird deutlich, dass unter den peronistischen Kirchners viele Projekte der Stadtregierung ("PRO") blockiert wurden. Jetzt arbeiten die macristische Stadtregierung und die Nationalregierung zusammen - zum Nutzen der Hauptstadt. Kritiker in der Provinz bemängeln, dass "alles Geld nach Buenos Aires fließ". Der Währungverfall hält dramatisch an: 2010: 1 EUR = 5,50 ARS 2016: 1 EUR = 16 ARS Dez. 2018: 1 EUR - 42 ARS 03/2019: 1 EUR = 46 ARS 11/2023: 1 EUR = 374 ARS EUR BLUE 1.050 ARS (Spitzenwert 24.10.23 1.134 ARS) Das führt dazu, dass trotz galoppierender Inflation für uns Ausländer der Währungsvorteil überwiegt, so dass das Land 2018 für uns deutlich preisgünstiger war als 2016 und 2023 nochmal günstiger. Die Münzen sind inzwischen vollständig verschwunden. Geldbeschaffung an den Automaten und Akzeptanz der Kreditkarten sind nach wie vor katastrophal. Immer mehr ist Argentinien zum "Efectivo-Land" geworden. 2023: Die Digitalisierung ist vorangeschritten. Bezahlen mit ausländischer Creditkarte ist jetzt fast überall möglich. Der Kurs ist mehr als fair. Seit 12/2022 ist tatsächlich der schon lange angekündigte Dollar(Euro)-Turista in Kraft. Der verbuchte Betrag wird ganz nah am EURO-BLUE abgerechnet. Da wir - basiernd auf unsicheren Infos - Dollar-Cash dabei hatten, tauschten wir die immer wieder in sog. "Cuevas" (Höhlen) oder direkt im Hotel zu Kursen zwischen 850 und 930. Auch direkte Dollarzahlung im Restaurant zu diesen Kursen war möglich. Von "arbolitos" ließen wir die Finger. Was Simone in ihrem Blog 12/2022 schreibt, entspricht weitgehend unseren Erfahrungen. Nur Schlangestehen mussten wir in den Cuevas in Recoleta bzw. Palermo nicht. Wir viele andere nahmen wir nach dem Austritt aus der Höhle sofort ein Taxi, um mit dem Geldbündel zu verschwinden. Um die Stichwahl zum Präsidentnamt v. 19.11.2023 schwanken die Kurs stark. Am Tag, als die Milei-Entourage mit dem FSI sprach, sanken die Kurse. Der Besuch in einer Cueva braucht mehr als einen Geldbeutel - vielleicht eine Einkaufstasche. Die Inflation liegt aktuell bei 150 %. |
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Wiederbegegnungen |
mit Irmi und Wolfgang T. im "Odisea" (2023 geschlossen) 2023 in Olivos |
Ezequiel ist Diplomat im Arg. Außenministerium mit Auslandsstationen in Mexiko, Venezuela, Türkei, Bolivien, Spanien (wo wir ihn 2022 in Cádiz trafen); er hat als Künstler bedeutende Ausstellungen bestückt.
mit Olivier Greiner, Grundschulleiter im Colegio Goethe >> |
mit Heides früherer Spanischlehrerin Margot ... und deren Nichte Silvia mit unseren Ehemaligen Vermietern Dolores und Jorge |
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mit dem Portero unserer damaligen Wohnung Carlos |
mit der Ex-Chefa de Carrera am LLVV Silvia R. und mit meiner Nach-Nach-Nach-Nachfolgerin Katja I. |
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Veränderungen Bei einem Spaziergang durch "unser" Belgrano fallen zahlreiche Veränderungen zum Besseren auf. |
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Barrio Chino nun stark belebte Fußgängerzone |
Neue Züge auf der Tigre/Mitre-Linie - mit Fahrradmitnahme |
Ein Radweg vor "unserem Haus"; keine "Toalleros" mehr |
Kunst am Bau und Bike-Ports |
Für Cartoneros wird die Arbeit leichter: weniger Dreck auf den Straßen1 |
Mülltrennung: nass und "wiederverwertbar" |
familiäre Stimmung in den Barancas
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Der ehemalige Hundescheißplatz heute eine gepflegte Liegewiese; |
1 Da war ich zu Beginn doch etwas zu naiv: Jetzt zerren die Cartoneros die Müllbeutel aus den Containern und reißen die Plastikbeutel auf: | "Belgrano C", früher völlig verdreckt, ist jetzt eine saubere, moderne Bahn-Bus-Station. |
Restaurant Watson's an der Catedrale wie eh |
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Die Busse haben nun auf den großen Avenidas eine eigene Busspur. |
wie immer: jede Gelegenheit wird zum Sonnenbad genutzt. |
2023: mein ehemaliger Arbeitsplatz (2007-10) "Lenguas Vivas", heruntergekommen wie eh; immerhin ist eine Renovierung (re) plakatiert. |
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Kultur |
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Nach jahrelanger Bau(stillstand)Zeit ist das Teatro Colón endlich wieder eröffnet. Wir besuchen Konzert Nr. 14 und einen (enttäuschenden) Auftritt von G. Depardieu |
"Ohne Brot und Arbeit" Ausstellung im MNBA zum 150. Geb. v. Ernesto de la Cárcova |
Steve McCurry, dem wir schon in Palma de Mallorca begegnet sind, stellt seine Foto-Portraits im Centro Cultural Borges aus. |
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“Tina, el rumor de una nación” . Das Musical wird in Tucumán gezeigt und erzählt zum "Bicentenario" die Geschichte der Unabhängigkeit Argentiniens zwischen 1810 u. 1816 |
Vielleicht ist das Ateneo in der Santa Fe die schönste Buchhandlung der Welt - in einem ehemaligen Theater untergebracht. |
Im CCB gibt es - wie damals - diverse Tango-Shows, z.B. Pasión de Tango |
© 2016-2023 Michael Seeger, Letzte Aktualisierung 07.12.2023