Fortbildung in Ecuador | Heide Walbs Südamerika-Blog |
Soja, Mais und "integrierte" Viehzucht Fazenda Taboca im Mato Grosso do Sul/Brasilien |
|||
Großzügige Freunde zu haben ist ein Geschenk! Werner und Ruth G. aus Fildadelfia haben uns eingeladen, einer weiteren Einladung durch Thomas D. zu folgen: Besuch auf dessen Ländereien in Brasilien. Frühe Abfahrt um 5:00 ermöglichte es trotz all der Schlaglöcher, gegen Mittag schon in der PY/BR-Grenzstadt Pedro Juan Caballero / Ponta Porá zu sein. Majestätisch erhebt sich der Cerro Memby im Nordwesten Paraguays. Herzlicher Empfang zum Mittagessen bei den Gastgebern Thomas und Vera. Thomas aus Andernach kam als 24-Jähriger zu einem Praktikum nach PY/BR und ist hier hängen geblieben. Seine begüterte Frau Vera stammt aus Brasilien. Sie sind durch Erbe, Geschick und Arbeit sehr wohlhabend geworden: Agrarunternehmer im Wortsinn, die ständig etwas (Neues) unternehmen. Dieser gewaltige Lapacho-Tisch (7,5 m) stammt aus der Rodung in Agua Dulce (Nord-Chaco/PY), wo Thomas und Werner jahrelang befreundete Nachbarn waren. Beide haben inzwischen jenes schwer zugängliche Land höchst gewinnbringend verkauft. Ein zweiter (Viehzucht) - Betrieb ist die idyllische Estancia Taboca - in hügeligem Gelände am Rio Apa gelegen. Hier konnten wir fischen. Auch ich bin davon überzeugt, dass Rinder wie diese (Foto unten) zu den glücklichsten gehören. ... ... Da sie aber in gewisser Hinsicht versagt haben, werden sie bestraft :-). >> Interview Wenn diese Rinder meine wären, wäre ich bestimmt so glücklich wie sie:
Wir dagegen können uns - privilegiert - derweil in der Hängematte (aus Leder!) erholen und die Szene beobachten.
|
Padrón Thomas bespricht mit Geschäftspartnern von der Silage und Vermarktung technologische Fragen des Sojaanbaus. Wo vor 2 Generationen noch ausgedehnter Urwald prangte, dehnen sich heute große Ackerbauflächen. - Was sind das für blau-grüne Samen? Soja! Genmanipulierte Soja von Monsanto, ummantelt mit Herbi- und Fungiziden von Bayer, dem neuen Agrotec-Monopolkonzern. (Ich habe vor der Übernahme meine Bayer-Aktien verkauft). Hintergründe zum Sojaanbau in Heides Blog >>(7.11.16). Thomas verwirklicht eine innovative Fruchtwechsel-Idee: große Sommerernte in Soja - kleine Winterernte in Mais - alle paar Jahre Gras für die Viehzucht. Kein Pflügen, sondern "Abgiften" und Direktsaat! Genauer erklärt er es im Interview >>. Auf der Estancia ist der Unternehmer ganz Herr, ganz "Padrón": Er denkt und lenkt, plant, organisiert, (ver)kauft, gibt Arbeitsanweisungen. Die Hand- und Maschinenarbeit wird von "Arbeitern" erledigt, wie man hier allgemein sagt. Idealerweise verfügt er über einen tüchtigen Vorarbeiter, der die anderen "peones" einteilt. Gern gesehen ist, wenn die Frau mit dabei ist und die Küche bedient. Sowohl Werner ( >> Interview) als auch Thomas halten das Patronat für die einzig mögliche Arbeitsorganistion. Die ungebildeten Menschen könnten selbständig keinerlei Verantwortung übernehmen. Dabei zeigt der "Vorarbeiter" Marco nicht nur beim Fischen seine Kompetenz. Als Gaucho fängt er im Galopp kranke Rinder ein, um sie zu behandeln: hier wir ein Kalb nach Hundebiss mit Tetanus geimpft und die Wunde versorgt. Von Zufütterung, Krankheiten und Impfungen abgesehen werden die Rinder sich selbst überlassen. Auf unserem Rundritt sahen wir eine Kuh, die gerade geboren hatte. Die Nachgeburt hängt noch an der Kuh. Bezahlt werden die Arbeiter monatlich im Nachhinein - zu flexiblen Zeitpunkten in bar. Dabei listen sie ihre Extraarbeiten auf. Für den Padrón auch die Gelegenheit, die Qualität der Arbeit zu besprechen. Vom Lohn geht ein kleiner Teil des Arbeiters und ein größerer des Padrons in die Krankenversicherung. Skeptisch hält der Arbeiter das Geld in der Hand, was er nicht nachzählt. |
© 2016-2017 Michael Seeger, Letzte Aktualisierung 23.02.2017