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Herkunft und Familie
Den Namen „Joela Fabiane“ haben mir meine Eltern gleich nach meiner Geburt, am 06.Oktober 1984 verliehen. Mein Leben nahm seinen Anfang im Hospital von Loma Plata, in der Kolonie Menno. Es ist ein kleiner Ort im paraguayischen Chaco, im Herzen von Südamerika. Nach zwei Tagen im Krankenhaus durfte ich dann mit meinen Eltern und meiner 16 Monate alten Schwester nach Hause fahren. Mein Zuhause befand sich im nahe gelegenen Dorf „Kleefeld“, wo meine Eltern eine Wirtschaft betrieben (Wir wohnen immer noch auf demselben Hof). Mittlerweile bin ich 22 Jahre alt.
Meine Eltern heißen Reinhold Sawatzky und Hanna Kauenhowen de Sawatzky. Papa ist 52 Jahre alt und arbeitet als Betriebsleiter beim Industriewerk der Kolonie Menno. Früher, als ich noch klein war, war er als Bauer tätig. Wenn die Erntezeit dann kam, dann hatten wir als Kinder immer sehr viel Spaß daran, dieses Geschehen mitzuverfolgen (auf dem Traktor mitfahren, auf den großen Erdnusshaufen in der Scheune zu spielen, usw.). Mama ist 48 Jahre alt und widmet sich fast ausschließlich ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter. Ich bin ihr sehr dankbar dafür, dass sie immer Zeit für uns hatte und es auch immer noch hat. Seit einigen Jahren ist sie die Leiterin der Frauenarbeit in unserer Kolonie. Sie macht ihre Arbeit sehr verantwortungsvoll und muss dafür auch so einiges an Zeit aufopfern. Obwohl mein Vater sich sehnlichst einen Sohn wünschte, wurden ihnen „nur“ vier Mädchen beschert. Meine älteste Schwester heißt Nesi Mariella. Sie ist 24 Jahre alt und arbeitet in Loma Plata als Sekretärin. Die zweitjüngste Schwester heißt Darya Johanna. Sie ist 19 Jahre alt und befindet sich zurzeit im Studium (Krankenschwesternschule in Loma Plata). Und dann ist da noch Heliane Marianka, das Nesthäkchen. Sie ist 16 Jahre alt und besucht die Zentralschule in Loma Plata. Ich bin froh und dankbar, für die liebe Familie, die Gott mir gegeben hat. Wir sind alle ziemlich „Meinungsstark“ und so gibt es bei uns auch mal heftige Auseinandersetzungen. Aber meistens verstehen wir uns total gut. Das liegt wohl auch daran, dass wir gemeinsam viel unternehmen. Ich fühle mich einfach wohl in meiner Familie.
Bildung
Primarschule in Reinland (1991 – 1997)
Die Primarschule habe ich in einer Dorfsschule, in unserem Nachbardorf Reinland, absolviert. Mit 6 Jahren und 5 Monaten kam ich schon ziemlich „verspätet“ in die Schule. Es war nämlich so, dass alle Schüler, die vor Ende September Geburtstag hatten, einen Intelligenztest machen konnten. Wenn sie diesen bestanden, konnten sie schon mit 5 Jahren die Schule besuchen. Leider hatte ich das Pech, dass ich 6 Tage zu spät auf die Welt gekommen war. Ich war damals sehr enttäuscht, dass meine Kusine, die nur zwei Wochen älter war als ich, schon die Schule besuchen konnte und ich ein weiteres langes Jahr Zuhause bleiben musste.
Jeden Tag musste ich die ca. 4 km zur Schule mit dem Schulbus zurücklegen. Es machte mir immer Spaß, an der Bushaltestelle noch mit meinen Freunden aus dem Dorf zu plaudern, bevor der anstrengende Schulalltag begann. Diese Schule besuchten alle Schüler aus den umliegenden Dörfern.
Der Unterricht verlief in deutscher Sprache. Spanisch wurde als Fremdsprache unterrichtet.
Während zwei Jahren war ich Teil einer Doppelklasse. Dieses ist in den Dorfsschulen normal, da hier weniger Schüler sind. In diesen zwei Jahren habe ich gelernt selbständig zu arbeiten. Abgesehen davon konnte ich keinen großen Unterschied zwischen einer Einzel- und einer Doppelklasse feststellen. Ich lernte einfach gern und daran änderte sich auch nichts.
Sekundarschule in Loma Plata (1998 – 2003)
Der Übergang von der Grundschule in die Sekundarschule war für mich sehr schwer. Ich musste hier in vielerlei Hinsicht ganz von Vorne anfangen. Die meisten Klassenkameraden waren mir fremd, alle Lehrer waren fremd und hinzu kam noch, dass die meisten Fächer in Spanisch unterrichtet wurden (mit Ausnahme der Fremdsprachen Deutsch, Guaraní und Englisch). Aber nach einem schweren Anfang lebte ich mich sehr gut ein. Diese sechs Jahre gingen schnell vorbei und ich vermisse diese unbeschwerte Zeit.
IfL in Filadelfia (2004 –
2006)
Mit gemischten Gefühlen fing ich im Februar 2004 mein Studium beim IfL (Institut für Lehrerbildung) in Filadelfia an. Das Institut für Lehrerbildung der Mennoniten in Paraguay ist eine private, jedoch staatlich anerkannte bilinguale Bildungsinstitution, in der Studenten/Innen mit guten Deutsch- und Spanischkenntnissen zu Grundschullehrer/Innen ausgebildet werden. Die Absolventen erhalten die Berechtigung, sowohl an deutsch- als auch an spanischsprachigen Schulen zu unterrichten. Das Institut vertritt eine christliche Werteorientierung. Die Ausbildungsdauer beträgt 3 Jahre. Hinzu kommt das Junglehrerseminar, eine zweijährige theoretisch-praktische Ausbildung für Berufsanfänger.
Besonders lehrreich, aber auch anstrengend waren für mich in diesen Jahren die Unterrichtspraktika. Mir hat das Unterrichten sehr viel Spaß gemacht. Durch die Praktika bin ich aber auch davon überzeugt worden, dass mir die Arbeit mit Kindern nicht so liegt. Ich habe deshalb den Entschluss gefasst, dass ich lieber mit Jugendlichen (Sekundarschule) arbeiten möchte.
Im Dezember 2006 habe ich mein Studium am IfL also erfolgreich abgeschlossen und bin nun seit April 2007 in Buenos Aires, wo ich ein zweijähriges Deutschstudium am Sprachinstitut Lenguas Vivas mache.
Da ich in einer christlichen Gesellschaft hineingeboren wurde, haben meine Eltern mich auch christlich erzogen. Schon von klein auf haben sie mir aus der Bibel vorgelesen und mir das Beten gelehrt. Ich habe mich dann auch schon als Kind für Jesus Christus entschieden. Die Sonntagschule besuchte ich pünktlich und es war mein Bestreben, Jesus zu gefallen. Mit 16 Jahren hatte ich dann den Wunsch, mich auf meinen Glauben taufen zu lassen. Auf den Glauben, dass mir meinen Sünden vergeben wurden und auf die Gewissheit, dass Jesus Christus der Welt Heiland ist, der auch für meine Sünden am Kreuz starb, ließ ich mich dann am 03. Juni 2001 in der Elim Mennonitengemeinde in Loma Plata taufen. Natürlich war ich nicht sofort fehlerlos und bin es auch heute noch immer nicht. Aber ich versuche meinem Ziel, die ewige Herrlichkeit, entgegen zu streben.
Schon von klein auf spielte ich gerne mit Bällen. Für Volleyball war ich dann auch schon sehr für zu begeistern. Das lag wohl auch daran, dass meine Eltern selber Volleyball spielten und diese Sportart auch in der Freizeit mit uns Kindern praktizierten. In der Grundschule spielten wir auch viel Volleyball und auf der “Dorfscancha” fand auch einmal in der Woche eine Volleyballschule statt, wo sich dann alle interessierten Kinder aus der Umgebung dran beteiligten. Mit 13 Jahren fragte meine Kusine mich dann, ob ich nicht Interesse hätte, beim Training der Jugendmannschaft des Menno Sport Vereins (MSV) mitzumachen. Seit dem spiele ich in dieser Mannschaft mit. Für die Mennonitenkolonien in Paraguay sind die jährlichen Volleyball- und Fussballturniere „MENEFEPA“ und „Interkolonial“ sehr wichtig.
Mein Leben ist ein Geschenk von Gott. Was ich daraus mache, ist mein Geschenk an Gott.
© Joela Fabiane Sawatzky. Lenguas Vivas - Buenos Aires. 2007