Home Faust-Gymnasium

Didaktik

Lehr- und Leerseite

Zusatz-Aufgabe Angelika Sauer (Deutsch)

Michael Seeger (Geschichte)



www.vcu.edu/hasweb/for/droste/juden_e.html

http://berg.heim.at/almwiesen/410022/Buche09.jpg

 

                             D

            E

            R

           

            O

            N

            K

            E

            L

 

und sein Beitrag zu Friedrichs negativer Entwicklung 

Thema : Onkel und sein Einfluss auf Friedrich



Des Onkels Einfluss ist wohl unumstritten einer wichtigsten
Faktoren für die verbrecherische Laufbahn Friedrichs. Er ist als Verbrecher und Vaterersatz Friedrichs Vorbild und leitet ihn in die falschen Bahnen. 

 


Wichtige Textstellen, die auf Friedrichs Onkel bezogen sind









“Ja, Mädchen, zu spät gefreit hat immer gereut! Jetzt bist du alt, und das Kind ist klein. Jedes Ding hat seine Zeit. Aber wenn ein altes Haus brennt, dann hilft kein Löschen.”

 

 Hier kritisiert Simon die späte Heirat seiner Schwester, die er mit hämischen Worten kommentiert. Es zeigt sich, das Simon über keinerlei Fingerspitzengefühl in Bezug auf seine Mitmenschen verfügt. Er zieht es vor, die Gefühle seiner Schwester zu verletzen, anstatt ihr zu helfen oder milde, hilfreiche Kritik hervorzubringen. So wird dem Leser dargestellt, dass Simon als Erziehungsberechtigter von Friedrich völlig ungeeignet ist und sein Schicksal in falsche Bahnen lenken wird.

"... ihr Bruder Simon könne so gottlos nicht sein, der Knabe gehöre gewiss nicht ihm, Ähnlichkeiten wollen nichts beweisen. Hatte sie doch selbst vor vierzig Jahren ein Schwesterchen verloren, das genau dem fremden Hechelkrämer glich. Was glaubt man nicht gern, wenn man so wenig hat und durch Unglauben dies wenige verlieren soll!  


“Das dacht ich mir; geh in Gottes Namen, aber beichte wie ein guter Christ.”
“Das will ich”, sagte Friedrich.
“Denk an die zehn Gebote: du sollst kein Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten!”
“Kein falsches!”
“Nein, gar keines; du bist schlecht unterrichtet; wer einen andern in der Beichte anklagt, der empfängt das Sakrament unwürdig.” 
Beide schwiegen.
“Ohm, wie kommt Ihr darauf?” sagte Friedrich dann, “Euer Gewissen ist nicht rein; Ihr habt mich belogen.

 

”Und bald sah Margreth den beiden nach, wie sie fortschritten, Simon voran, mit seinem Gesicht die Luft durchschneidend, während ihm die Schöße des roten Rocks wie Feuerflammen nachzogen. So hatte er ziemlich das Ansehen eines feurigen Mannes, der unter dem gestohlenen Sacke büßt.





Er war bald verschollen, vergessen. Ohm Simon redete selten von ihm, und dann schlecht.  


Diese Textstelle stellt die Vaterschaft Hermann Mergels in Frage und spielt auf Friedrichs wahre Rolle als Simons Sohn an, was den Inzest in der Familie Margreths, für den Margreth und ihr Bruder Simon verantwortlich sind. Dabei kommt Simon allerdings die wahrscheinlich weit schwerwiegendere Schuld zu.

Friedrich lässt sich von Simon einschüchtern, bis er das schlechte Gewissen der juristischen Bestrafung für Simon vorzieht. Darin kommt die schlechte Beeinflussung Friedrichs durch Simon  zum Ausdruck, der seine kriminellen Taten als eigentlich gerechtfertigt verkauft und seine Schuld am Mord an Brandis herunterspielt.
     

 

Diese Stelle betont die dämonische Ausstrahlung Simons, die ab und an in seinem Wesen durchscheint und in seinen Worten aufblitzt. Er verkörpert das leibhaftige Böse, das Margreth verführt, ihren Sohn zu opfern.

Obwohl er in Friedrich einen von ihm kontrollierten Sohn-Ersatz und Mitarbeiter in kriminellen Aktivitäten verloren hat, fühlt er weder Reue noch Mitleid. Im Gegenteil, er schwärzt ihn nach seinem Verschwinden an, trotz dem tragischen Schicksal Friedrichs, das er zu großen Anteilen mit zu verantworten hat.
Textstellen und ihre Interpretationen 
"Gott, schlaf doch ! Bring mich nicht um das armselige bisschen Nachtruhe!"
"Aber wenn der Vater kommt?" Die Mutter drehte sich heftig im Bett um. "Den hält der Teufel fest genug!" 
"Wo ist der Teufel, Mutter?"
"Wart du Unrast! Er steht vor der Tür und will dich holen, wenn du nicht ruhig bist!"

Diese Stelle spielte auf die Rolle Simons als das leibhaftige Böse an. Er steht vor der Tür, und er wird Friedrich holen.                                          

   

Das Gespräch der Mutter mit der Nachbarin

 
Mein Weg in die Hölle ist gepflastert. Ich schickte meinen eigenen Sohn dorthin, und ich werde ihm dorthin folgen. Denn nicht er ist der Schuldige an seinem verbrecherischen Werdegang, es bin ganz allein ich. Mein Bruder stellte mich vor die eindeutige Wahl. Er fragte mich ganz offen, ob ich bereit sei die Verantwortung für die Erziehung meines Sohnes zu übernehmen und ihn so zu erziehen, wie ich es für richtig hielt, oder meine Verantwortung aus der Hand zu geben, ohne zu wissen, in welche Richtung die Erziehung meines Bruders ihn führen würde. Ich war zu schwach. Ich traf die falsche Entscheidung, obwohl es offensichtlich war, welche Entscheidung hier die richtige gewesen wäre. Hätte ich sie sorgfältig überlegt, wäre mir wohl bald klar geworden, was Simon vor hatte. Es war allzu durchsichtig. Doch verschloss die Augen vor der Realität, und es war letztendlich wohl meine Angst vor der Verantwortung für Erziehung meines Sohnes, die ihn ins Unglück stürzte. Seine Sünden, die er jetzt begeht und schon beging, sind nicht größer als meine Sünde, sein Leben leichtfertig meinem Bruder anzuvertrauen. Ich muss nun die volle Verantwortung dafür tragen, damals, als es auf mich ankam, vor der Verantwortung weg gelaufen zu sein. Es war eine Verantwortung, der ich nicht gewachsen war.
Ach, wäre doch ich statt Hermann gestorben. Er hätte der Verantwortung stand gehalten, er hätte es nicht so weit kommen lassen. er hätte ihn sicherlich gut erzogen, vielleicht hätte er sich sogar vom Alkohol losgelöst im Angesicht der Verantwortung für den Sohn, den er liebte.  Friedrich hatte von Anfang an eine sehr viel stärkere Bindung zu seinem Vater, als zu mir, als hätte er es geahnt. Sein Vater war die wahre Erziehungsperson für ihn, die einzige Autorität, der er sich gerne unterwarf.
Wäre Hermann nicht gestorben, wäre aus Friedrich wohl ein guter Mensch geworden. Zunächst hielt ich es noch für gut, dass Hermann tot ist, er quälte mich zu oft, als dass ich es ihm hätte verzeihen können, sein Tod war eine Genugtuung für mich und ich dankte Gott für seine Gnade, mich von dem Elend dieser zerstörerischen Ehe zu befreien. Ich hatte nur mein eigenes Schicksal im Kopf.
Doch nun, wo ich es erstmals selbst in der Hand hatte, über mein Leben und mein Schicksal zu bestimmen - auch, und vor allem über das meines Sohnes - hatte mich die Kraft, dies zu tun, längst verlassen. Ich war zu gebrochen, und das ist die Schuld meines Mannes. Hätte er mich nicht so gequält, wäre aus mir eine stärkere Frau geworden, und dann wäre auf Friedrich niemals ein Verbrecher geworden, denn er hätte Simon dann nie zu Gesicht bekommen.  Und würde Hermann noch leben, so hätte Friedrich Simon ebenso unter keinen Umständen kennen gelernt.  Aus Hermann wäre ein guter Vater geworden, zwar kein perfekter, aber er hätte Simons Rolle als Vaterersatz sinnlos gemacht und ihm keine Chance gegeben, an seinen Sohn heranzukommen. Und er hätte ihm mehr gute Eigenschaften mitgegeben als ich und Simon es zusammen taten. Die Schul liegt zu einem drittel bei Hermann und zu zwei dritteln bei mir, daran besteht kein Zweifel. Ich flehe den Allmächtigen jeden Tag an, er möge Friedrich nicht in die Verdammnis schicken, sondern ihn verschonen, und mich dafür büßen lassen, aus meinem Sohn einen Verbrecher gemacht zu haben.
Denn es war nur der erste Fehler, dass ich ihn weggab. Während dieser Zeit saß ich zu Hause, wurde immer schwächer und musste zusehen, wie Friedrich bei Simon verdorben wurde. Doch selbst damals, als ich eindeutig sah, dass Friedrich unter Simons Autorität auf die schiefe Bahn gelangen würde und Schritt für Schritt zu Simons Nachfolger erzogen wurde war ich außerstande, etwas zu unternehmen. Ich habe weg geschaut, wie immer, als es darauf ankam. Ich habe die Augen verschlossen und gar nicht richtig wahrgenommen, was aus Friedrich wurde. Und das war der eigentliche, wesentlich verhängnisvollere Fehler, den ich beging. Denn selbst als er bereits
weg war, ich als seine Mutter hätte auf seine schreckliche Entwicklung, die er unter Simons Obhut nahm, reagieren müssen und zurückholen in die Stätte seiner Geburt, auf dass er durch Beichte, Buße und vernünftige Arbeit wieder zu einem gesellschaftsfähigen und für Gott annehmbaren Menschen würde, mit reinem Herzen und reinem Gewissen. Ich hätte das Recht gehabt, ihn zurückzuholen, denn ich bin seine Mutter , und dieses Recht hätte mir niemand, auch nicht Simon, streitig machen können. Jetzt ist es zu spät, ich kann nichts mehr für ihn tun, er ist verloren, so wie ich es bin, seit ich ihn verloren habe. Nun kann ich Friedrich nicht mehr erreichen. Er hat das Geschenk des Lebens nicht angenommen, weil er niemals die Chance hatte, es anzunehmen. Sein Leben ist sinnlos, und damit auch das meine. Denn der Sinn meines Lebens, aus meinem Sohn einen guten Menschen zu machen wurde von mir nicht erfüllt. Im Gegenteil, ich habe das Leben an sich beschmutzt, ich habe es weggeworfen, das meine und, was noch viel schlimmer ist, das meines Kindes auch.  Kann einer Mutter etwas Schlimmeres passieren, als wenn sie in der Erziehung ihrer Kinder versagt und ihre Kinder, wenn aus ihnen erwachsene Menschen geworden sind, zu nichts taugen. Ich habe Friedrich nichts auf den Weg des Lebens mitgegeben und wenn ich sterbe wird er sich ein paar Jahre nach meinem Tod wohl nicht mehr an mich erinnern. Aber das spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr.
Mir blüht die Verdammnis, doch ich flehe dich an, mein Herr, dass mein Sohn mir nicht folgen wird, und du mich seine Sünden vergelten lässt. Ich hasse mich, doch Friedrich kann ich nicht hassen.
Er ist mein Opfer, ein vollkommen wehrloses Opfer, ich bin die wahre Verbrecherin. Ich habe meinen Sohn sozusagen psychisch vergewaltigt, bis seine kaputte, zerfressene Seele nicht mehr Gutes von Bösem und Schlechtem unterscheiden konnte. Ihm wurde gesagt, das, was eigentlich falsch ist, sei richtig, und irgendwann verstand er die Welt nicht mehr und gab sich auf. Er hat die Kontrolle über sein eigenes Leben verloren, was meine erzieherische Fehlleistung deutlich dokumentiert. Er ließ und lässt sich gehen und hat sein Leben aufgegeben. Er lässt sich zu kriminellen Handlungen drängen, ohne dass er sich wirklich etwas daraus machen würde, es ist ihm alles egal und gleichgültig. Er ist die personifizierte Passivität. Die Verbrechen sind nicht seine Ideen, er führt sie lediglich aus, weil sie ihm aufgetragen werden. Er führt sie aus, ohne das sein Gewissen ihn daran hindert, weil sein Gewissen das Wort 'falsch' nicht kennt. Ich weiß nicht ob er weiß, was er tut, er führt Aufträge aus um ihrer selbst willen, er ist ein von Simon programmierter Roboter, doch auf keinen Fall ist er er selbst. Er befindet sich unter einer Dauerhypnose, die wohl sein Leben lang anhalten wird. Und sollte er dies irgendwann einmal merken, so wird er sich wohl auf der Stelle töten. Es war nicht ich, der ihn in diese Hypnose versetzte, doch es war ich, der ihn zum Hypnotiseur schickte. Und das macht mich schuldig. 

© 2002-2015 Kolja Haaf und Philipp Mangold Faust-Gymnasium 79219 Staufen, Letzte Aktualisierung 18.09. 2015