Home Faust-Gymnasium

Didaktik

Lehr- und Leerseite

Zusatz-Aufgabe Angelika Sauer (Deutsch)

Michael Seeger (Geschichte)

zurück

Margreth, Friedrichs Mutter

Zentrale Textstelle: 

... so trug die Persönlichkeit der Braut noch dazu bei, die Verwunderung zu erhöhen. Margreth Semmler war eine brave, anständige Person, so in den Vierzigern, in ihrer Jugend eine Dorfschönheit und noch jetzt als sehr klug und wirtlich geachtet, dabei nicht unvermögend; und so musste es jedem unbegreiflich sein, was sie zu diesem Schritte getrieben. Wir glauben den Grund eben in dieser ihrer selbstbewussten Vollkommenheit zu finden. 

Wir denken, sie hat diesen Schritt nicht aus selbstbewusster Vollkommenheit getan, sondern aus Selbstüberschätzung, Arroganz, es war der Irrtum ihres Lebens.

Am Abend vor ihrer Hochzeit soll sie gesagt haben: "Eine Frau, die von ihrem Manne übel behandelt wird, ist dumm oder taugt nicht: wenn's mir so schlecht geht, so sagt, es liege an mir. "(Zitat S. 6 und 7, Z. 20-13)

Margreth wusste nicht, worauf sie sich mit dieser Ehe einließ.  Sie sah in dieser Heirat ihre letzte Chance, eine Familie zu gründen, doch sie sollte früh genug erkennen, dass dieser naive Schritt ihr ganzes Leben durcheinander bringen würde und sie ihn später sogar bereuen sollte. Anfangs noch stolz und stark, voller Zuversicht den Säufer, ihren Mann, zum Guten verändern zu können, musste sie schließlich doch klein beigeben und verlor die Kontrolle über die Situation, die alsbald eskalierte.  Mit Friedrich, als Produkt dieser unglücklichen Ehe, erreichte sie den Gipfel ihrer Unzufriedenheit. Sie selbst hatte eine seltsame Moralvorstellungen und diese gab sie an Friedrich weiter. Einerseits wollte sie aus ihrem Sohn einen wohlerzogenen und frommen Menschen machen, andererseits zog sie ihn mit ihrer Idee von Judenhass und Diebstahl groß. 

Friedrich kam scheu heran; die Mutter war ihm unheimlich geworden mit den schwarzen Bändern und den verstörten Zügen. " Fritzchen", sagte sie, "willst du auch fromm sein, dass ich Freude an dir habe, oder willst du unartig sein und lügen, oder saufen und stehlen?" "Mutter, Hülsmeyer stiehlt. " "Hülsmeyer? Gott bewahre! Soll ich dir auf den Rücken kommen? Wer sagt dir so schlechtes Zeug?" " Er hat neulich mit Aaron geprügelt und ihm sechs Groschen genommen. " "Hat er dem Aaron Geld genommen, so hat ihn der verfluchte Jude gewiss zuvor darum betrogen. Hülsmeyer ist ein ordentlicher angesehener Mann, und die Juden sind alle Schelme." " Aber, Mutter, Brandis sagt auch, dass er Holz und Rehe stiehlt." " Kind, Brandis ist ein Förster." " Mutter, lügen Förster?" Margreth schwieg eine Weile, dann sagte sie: "Höre, Fritz, das Holz lässt unser Herrgott frei wachsen, und das Wild wechselt aus eines Herren Lande in das andere; die können niemand angehören. Doch das verstehst du noch nicht; jetzt geh in den Schuppen und hole mir Reisig." (Zitat S.10, Z.1-21)

  

© 2002-2015 Lena Köblin, Eva Rütschle-Stickel, Annette Dreher,   Faust-Gymnasium 79219 Staufen, Letzte Aktualisierung 16.09. 2015