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Didaktik

Lehr- und Leerseite

Zusatz-Aufgabe Angelika Sauer (Deutsch)

Michael Seeger (Geschichte)

Herrmann Mergel war schon einmal verheiratet gewesen. Nur durch seine damalige Lebensweise, in der er als "ordentlicher Säufer" bezeichnet wird, kam diese Ehe mit einem durchaus hübschen und wohlhabenden Mädchen zustande. Er betrank sich nur an den Wochenenden, was als durchaus legitim galt; selbst bei seiner Hochzeit hielt sich der Alkoholkonsum in Grenzen. Doch musste schon in der ersten Woche der Ehe ein Wandel von ihm ausgegangen sein. Kaum verheiratet gab er sich keine Mühe mehr seiner Frau gegenüber, ließ sich gehen und entwickelte sich  kurzerhand zu einem rabiaten Säufer. Seine neuen Verhaltensweisen mussten seine Frau gänzlich verwirrt und  geschockt haben. So sehr, dass sie -ihn nicht mehr ertragend könnend- im Affekt zu ihren Eltern flüchtete. Dieses Erlebnis musste sie so sehr erschüttert haben, dass sie den endgültigen Zusammenbruch erlitt, verkümmerte und starb. Wie kann ein Mann, der eine Frau schon dermaßen zur Verzweiflung und zum Verfall gerbacht hat, eine zweite Ehe erfolgreich und verantwortungsbewusst eingehen? Würde er nicht wieder die gleichen Fehler machen oder sich noch verschlimmern? Daraus konnte man schon ersehen, wie es in der zweiten Ehe mit Margreth ablaufen würde. 

Ob nun den Mergel die Reue quälte oder Scham, genug, er schien der Trostmittel immer bedürftiger und fing bald an, den gänzlich verkommenen Subjekten zugezählt zu werden...Die Wirtschaft verfiel; fremde Mägde brachten Schimpf und Schande; so verging Jahr auf Jahr. Mergel war und blieb ein verlegener und zuletzt ziemlich armseliger Witwer, bis er mit einem Male wieder als Bräutigam auftrat.  (Zitat S.5-6, Z.22-35)

In diesem Buch entwickelt sich Hermann Mergel von einem angesehenen und ehrbaren Mann zu einem mittellosen und verwahrlosten Säufer, der seine Familie ins Unglück stürzt und das Leben seiner ersten Frau völlig ruiniert. Selbst die stolze Margreth bringt er zu Fall. So wie sein schmucker Halbmaierhof verfällt, löst sich auch der Familienzusammenhalt auf und er wird zum Außenseiter. Er schafft es nicht, seinen Sohn zu einem rechten Menschen zu erziehen, sondern überträgt auch seinen eigenen moralischen Verfall und sein mangelndes Selbstvertrauen auf ihn,  womit es dem Sohn ähnlich wie dem Vater ergeht. Er bringt Friedrich zwar Liebe entgegen, war aber nicht fähig, diese anders als durch ab und zu eine Aufmerksamkeit zu zeigen. Von jeher Probleme seine Gefühle und sein Innenleben zu zeigen, wurde er oft als gefühlskalt und abweisend gesehen.

© 2002-2015 Lena Kölbin, Eva Rütschle-Stickel, Annette Dreher,   Faust-Gymnasium 79219 Staufen, Letzte Aktualisierung 16.09. 2015