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Friedrich Mergel, Margreths und Hermanns Sohn

Friedrich Mergel, geboren 1738, war der einzige Sohn eines sogenannten Halbmeiers oder Grundeigentümers geringerer Klasse im Dorfe B. ... (Zitat S.3, Z. 16-18)

Friedrich wurde von jeher mit Gewalttätigkeit und der Uneinigkeit zwischen seinen Eltern konfrontiert. Er konnte sich dieser Dauersituation von Zerrissenheit und Unfrieden über all die Jahre hinweg nicht entziehen, verstrickte sich vielmehr darin und entwickelte eine wachsende Unsicherheit und ein gestörtes Selbstvertrauen. 

Dadurch, dass zwischen Vater und Mutter selbst ein großer Keil getrieben war, konnten sie auch Friedrich nie wirklich nahe sein. Die tiefe Bindung, die jedem Kind ein Gefühl von Geborgenheit und Schutz vermittelt, ein Erlebnis, sich ganz auf die Eltern verlassen zu können, durfte er nie erfahren. Er irrte stets zwischen den Fronten der beiden hin und her, die selbst wohl nie wussten, was Gut und Böse bedeutet. So wissen wir von der streng katholischen Mutter, dass sie ihren Sohn natürlich liebte, auf eine erdrückende verzweifelnde Art nämlich, ihm aber moralische und konsequente Erziehung nicht auferlegen konnte. Auf der einen Seite bläute sie ihm ein, fromm und artig zu sein, auf der anderen stellte sie sich auf die Seite derer, die das Holz in den Wäldern stahlen und fremdes Wild erlegten. Ebenso stimmte sie der Mehrheit zu, die die Juden unterdrückten. Der Vater seinerseits gilt als der eigentliche Auslöser des ganzen Debakels. Erst mit seiner unverbesserlichen Alkoholsucht brachte er Margreth in ihre schier ausweglose Lage von Schande, Gewalt und Armut. Er, als der Mann im Haus, der die Mutter misshandelte und nach einer Weile auch missachtete, gab allein Friedrich Liebe und Zuneigung, wenn diese auch nicht auf persönlicher Nähe fundierte, sondern sich in Form des regelmäßigen Stück Weckens zeigte. Doch fühlte er sich durch diese "Sonderbehandlung", und nur dadurch, eben als etwas Besonderes, Auserkorenes. Weiter, stellte sich der Vater, ohne Frage völlig übertrieben, mit handgreiflichen und brutalen Mitteln, als dei alleinige führende Person in seinem Leben dar. Seine feste Hand gab ihm die einzige Sicherheit im Elternhaus. Mit dem plötzlichen Tod Hermann Mergels war seinem Sohn dieses Gefühl für immer genommen. Er stand vor den Trümmern seines eigenen Gefühlslebens, hing in der Luft, ohne zu wissen wohin. Sein einziger Trost bestand darin, den Verstorbenen vor jeglichen verbalen Angriffen zu schützen und zu rechtfertigen. Zudem war Friedrich durch den sozialen Abstieg und den Verfall seines Vaters zum Außenseiter geworden. Die Familie hatte sich dem Hohn und Spott der Leute aussetzten müssen. Schließlich wurde Friedrichs Selbstbewusstsein nur noch dadurch bestimmt, wie die Dorfbewohner ihn sahen.

© 2002-2015 Lena Köblin, Eva Rütschle-Stickel, Annette Dreher,  Faust-Gymnasium 79219 Staufen, Letzte Aktualisierung 16.09. 2015