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Daniel Schmitz-Buchholz

Die mRNA-Therapie:

Stand der Forschung, Chancen & Risiken:
Medizinrevolution oder Zombiespritze?

Verlag BoD - Books on Demand, Norderstedt 2021, 14,95 €

2. Auflage August 2021

ISBN 9783 754329498

gelesen 04.01.2022

schmitz-buchholz

Ärmel hoch!

In aufgeregten Zeiten eine Ermunterung

Eine Verneigung vor meinem Booster-Arzt, der schon Anfang November 2021, als die Covid-Impfkampagne zum Erliegen gekommen war, auf unkonventionelle Weise diese befeuerte! Schließlich ist es gar gelungen, den Autor für die Errichtung eines Impfzentrums in Merzhausen zu gewinnen, wo innerhalb von weniger als 4 Wochen über den Jahreswechsel 2021/22 ca. 4.000 Impfungen verabreicht wurden.

Schmitz-Buchholz gibt vor allem einen Überblick über die Forschung zur mRNA-Therapie. Für den Leser, der tiefer in die Materie eindringen möchte, ist vor allem die im Vorwort veröffentlichte Linkliste von Nutzen, welche die Quellen der zahlreichen durchforsteten Studien direkt anklicken lässt: http://www.mrna-therapie.info/index.php/quellen

Das Buch ist in einer Zeit erschienen, als das Interesse der Öffentlichkeit stark auf die Covid-Impfungen fokussierte. Logischerweise werden die Forschungen zur mRNA-Impfung zuvörderst behandelt, ehe im zweiten Teil Therapien für die Erkrankungen an Herz, Lunge, Leber, Blut, Gehirn, Gelenken, dem Autoimmunsystem, MS vorgestellt werden. Die größten Hoffnungen liegen zweifelsohne auf den mRNA-Krebstherapien. Dazu hatten die medizinischen Hightech-Firmen, allen voran Biontech aus Mainz schon seit Jahren geforscht. Ein in der skeptischen Öffentlichkeit ("zu schnelle Entwicklung des Impfstoffs!") ignorierter Tatbestand! Auf dieser Basis konnte ab Dezember 2020 unter Mobilisierung aller Forschungs-, Test- und Produktionskapazitäten der so erfolgreiche Impfstoff Comirnaty zur milliardenfachen erfolgreichen Anwendung gebracht werden. An zweiter Position hebt der Autor die Firma Moderna hervor, ohne die Pioniere von CureVac in Tübingen zu vergessen, welche einen mRNA-Impfstoff gegen Tollwut schon bis zur Phase-1-/-2-Studie entwickelt haben. (S. 67)

In allen anderen Anwendungsbereichen der mRNA-Technologie berichtet Schmitz-Buchholz gründlich und sauber referenziert über den Stand der Forschungen. Für mich etwas enttäuschend ist dabei, dass unter den vielen Entwicklungen kaum eine über das "Mäusestadium" hinaus gekommen ist. Insofern war für den Entwicklungsfortschritt die Covid-19-Pandemie quasi ein Glücksfall. Während im Tiermodell bei anderen Entwicklungen bei Mäusen künstlich Krebs erzeugt werden musste, standen in der beginnenden Pandemie den Forschern Probanden für die Phase-3-Studien zehntausendfach "in vivo" zur Verfügung.

Neben einem sachlichen Forschungsbericht geht der Autor immer wieder auch von der eigenen subjektiven Befindlichkeit aus: Im als "Ich-Text" verfassten Buch bekennt der Autor, dass er anfangs "sehr skeptisch" war, "ob ich mich impfen lassen würde" (S. 158). Diese persönlichen Statements dienen sicherlich dazu, die persuasive Argumentation zu unterfüttern. Denn Schmitz-Buchholz' Position schält sich mehr und mehr als ein Bekenntnis zu und eine Begeisterung von der mRNA-Therapie heraus.

Was mich am Buch etwas stört, ist neben dem Betroffenheitsansatz des "Ich-Textes" auch das der Ratgeber-Literatur angehörige Sprachregister. Dazu gehört die direkte Leser-Adressierung und ein Jargon, der eher der mündlichen Kommunikation angehört, wenn etwa von "genmanipulierten Zombies" (S. 151) die Rede ist. Expressis verbis soll das "Büchlein" nicht zur "Fachliteratur" gehören, sondern einen "spannenden Zugang zur faszinierenden Welt der mRNA-Theapie" (S. 8) ebnen. Da der Autor den Leser auf einen Erkenntnisgang mitnimmt, fasst er in guter Schulbuch-Manier auch immer wieder zusammen:

"Merke: Die Technik der mRNA-Therapie erscheint grundsätzlich sicher." (S. 177)

Einem "Impf-luencer" wie mir gibt das Buch Bestätigung, eine gut zusammengestellte digitale Quellenliste und ... Informationen über die mRNA-Therapien abseits der Impfungen ... und es bestückt meinen Argumentationskasten mit harten Fakten.

Michael Seeger, 05.01.2022

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