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Karl MayDAS BUSCHGESPENSTErzählung. Karl May Verlag , Bamberg 1954, 455 S. 22,00 € ISBN 3-7802-0064-3 gelesen 07. Februar 2021 Arme sind gut - Reiche böse.Den Paschern im Erzgebirge wird das Handwerk gelegt. |
Im zuletzt gelesenen Roman FROBURG gibt es kaum Struktur; wenn es einen Roten Faden gibt, ist es das Karl-May-Buch aus dem Erzgebirge, in dem es um eine Schmugglerbande - hier "Pascher" genannt - im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet geht. Es ergibt also eine gewisse Logik als Anschlusslektüre sich Karl-May-Band Nr. 64 vorzunehmen. Er ist schnell gelesen .... und auch nicht weiter aufregend. Er fügt meiner Karl-May-Kenntnis aus der Jugend wenn überhaupt etwas, dann diese erwachsene Beobachtung hinzu: Was habe ich mit anderen Jugendlichen in den 60-er Jahrren des 20. Jahrhunderts an Karl May geschätzt und warum kann ich heute nichts mehr damit anfangen?
Der Reiz "guter Literatur" liegt darin, dass vieles nicht gesagt ist, diese Leerstellen aber so gestaltet sind, dass der Leser als Co-Autor sie mit seiner Phantasie füllt. Bei Karl May ist es umgekehrt: Es gibt nichts, was nicht gesagt ist, vielmehr wird das bereits Gesagte oder von den Figuren Gedachte affirmativ wiederholt. Das geht nach diesem Muster:
"Arndt vermutete, dass der Kerl sich unter die Zweige ducken würde. Und genauso war es."
Im Weberdorf Hohenthal arbeiten die armen Leute in Heimarbeit für die Verlegerfamilie Seidelmann, weche ihre Heimarbeiter nach dem Muster von Hauptmanns "Die Weber" ausbeutet, schickaniert, drangsaliert, um den Lohn prellt und gar noch zu illegalen Diensten für die Pascher unter ihrem Anführer "Buschgespenst" nötigt. Diese Erzgebirgswelt ist schlicht geordnet - und vielleicht ist solche Schlichheit für Jugendliche, welche nach einem moralischen Kompass suchen, ein Reiz. Diese reichen Seidelmanns sind abgrundtief bösartig, gottlos, halsabschneiderisch und schließlich, weil Vater und Sohn nämlich hinter dem "Buschgespenst" stecken, sogar illegale Schmuggler, also Verbrecher und Mörder. Den Gipfel der Bosheit leistet sich der Rentner August Seidelmann, der zu einem caritativen Vortrag in die Schenke einlädt und dort den armen Leuten gar noch die letzten Pfennige für eine angebliche Wohltätigkeitskasse abknöpft. Die armen Dorfbewohner - Heimweber oder Bergwerksarbeiter - sind hilfsbereit, gottesfürchtig, anständig - einfach gut. Dem Verbrechen auf der Spur ist der souveräne Detektiv Arndt, sicherlich ein Alter Ego des unbescheidenen Autors. Er "erledigt" die Seidelmanns.
Die Erzählung enthält märchenhafte Züge in einer winterlich romantisierten Landschaft. Der Plot erinnert an Hauffes "Das kalte Herz". Wie dort kommen nach Irrungen schließlich die jungen Leute Engelchen und Eduard als Paar zusammen und bekommen von Arndt die ehemalige Kaufmannsvilla geschenkt - mit dem Auftrag, gut zu den Arbeitern zu sein. Eduard kämpft ausdauernd um seine Liebste. Da diese auf Abwege (einen "Maskenball" igittigitt!) geführt wird, braucht es aber Geduld:
"Sogleich stiegen in ihr Trotz und Verletztsein auf. Sie warf übermütig das hübsche Köpfchen zurück." (S. 63)
Doch sie erkennt schließich ihre wahre Zuneigung. Da gibt es für Eduard kein Halten mehr:
"Das Wissen um diese Liebe war für Eduard selige Gewißheit. Jetzt fürchtete er sich selbst vor dem Teufel nicht und wäre nötigenfalls bereit gewesen, um den Besitz Angelikas gegen eine Welt von Feinden zu kämpfen." (S. 192)
"Jetzt aber glaubte er an ihre Läuterung, und die Erwiderung Angelikas gab ihm recht." (S. 198)
Aber was spotte ich? Solche Plots haben wird doch ständig in zeitgenössischen Telenovelas!
Was mich erstaunt und freut: Karl May lässt schon 1884 den sächsischen Kriminalkommissar ausgesprochen rechtstaalich ermitteln - nach allen Seiten, auch um die Unschuld von Beschuldigten zu eruieren.
Ein guter Mensch auch er!
Michael Seeger, 08. Februar 2021
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