Eine Epoche der Regelhaftigkeit:
Literatur, Kunst und Musik im Barock

Das Wort "barocco", portugisisch "Steinchen", "unregelmäßige, schiefrunde Perle", war zuerst Kunstausdruck im Juwelierhandwerk: frz. "perle baroque" (16.Jh.), dt. Brockenperle.

Der französische Klassizismus machte das Wort zum allgemeinen Kunstausdruck mit dem Sinn "absonderlich", "schwülstig". Da die Kunst des Barock für die Zeit des 17.Jh. besonders charakteristisch schien, versuchte man auch in Literatur und Musik dieser Zeit verwandte Züge zu entdecken.

Der Barock war ursprünglich ein negativ gemeinter Begriff, der alles Regelwidrige, Formlose, dem guten Geschmack Widersprechende bezeichnete. Heute steht er für die Kunstepoche im 16. und 17. Jahrhundert. Dieses Zeitalter ist stark durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt. Die Menschen hatten eine ständige Todesangst. Aufgrund der schweren Bevölkerungsverluste und der willkürlichen Herrschaft und Unterdrückung im Absolutismus, entwickelte der Barockmensch ein gegensätzliches Lebensgefühl, das diese Epoche prägte: Neben panischer Todesangst entfaltet sich eine füllige Lebensgier, neben Jenseitssehnsucht steht Weltfreude, neben Askese findet sich verschwenderischer Luxus. Der Barock ist der letzte gemeineuropäische Stil, der alle Lebensbereiche formte.

Vanitas (lat. Eitelkeit), die Nichtigkeit menschlichen Daseins ist der zentrale Grundgedanke. Sie ist der Gegensatz zwischen Leben und Ewigkeit, Welt und Erlösung, die Klage über die irdische Vergänglichkeit. In der Malerei wird sie oft als Stillleben dargestellt, mit Gegenständen, die auf die Vergänglichkeit oder Eitelkeit alles Irdischen hinweisen (z. B. der Totenschädel, Sanduhr).

In vielen barocken Gedichten findet man sie, so auch in "Es ist alles eitel" von Andreas Gryphius (Texte, Themen und Strukturen, Grundband Deutsch für gymnasiale Oberstufe, 1995 Cornelsen Verlag, Berlin )

Die Antithetik ist ein weiteres häufig verwendetes Stilmittel im Barock. Oft ist in den Gedichten eine zweifache Antithetik vorhanden. Es wird sowohl der Gegensatz zwischen der Angst vor der Welt und der Erlösung in die Ewigkeit beschrieben als auch der Gegensatz zwischen Sein und Schein.

Die Barockkultur wurde für die höfische Gesellschaft geschaffen, da die pompöse Kleidung und der gesellschaftliche Stand im Barock von großer Bedeutung war. Die Menschen, die nicht am Hofe lebten und keine gebildeten Bürger waren galten als Pöbel.

 
Jakob Marrell
Vanitas-Stillleben mit Blumenstrauß (1637)

 

Das Sonett ist eine festgeschriebene Gedichtform, häufig verwendet im Barock.

Die typische Form des Sonettes: zwei Quartette, zwei Terzette.

Zwischen den beiden Quartetten und dem Terzett kommt die Antithetik durch eine Zäsur zum Ausdruck. Das vorherrschende Thema ist, wie auch in allen anderen kulturellen Bereichen des Barock, die Vergänglichkeit im Gegensatz zum ewigen Leben (Leben/Tod).

Beispiel für ein Sonett: Andreas Gryphius " Thranen des Vaterlandes" ( Anno 1636 )

Berit Bronner, Andrea Quint

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© 1997-2013 Michael Seeger, Faust-Gymnasium Staufen, letztes Update 18.09.2013