Das Bildnis an der Sebastianskapelle

 

In Staufen im Breisgau, wo einst Faust vom Teufel geholt wurde, gibt es neben der Burgruine und der gotischen St. Martinskirche auch eine kleine, eher nichtssagende Kapelle.

Die Friedhofskapelle St. Sebastian wurde im Pestjahr 1597 im frühbarocken Stil erbaut. Sie befindet sich gleich neben dem Friedhof in der Wettelbrunnerstraße. An ihrer Westwand ist in einer Einbuchtung ein kleines barockes Kunstwerk aufgemalt. In der Mitte ist ein schwarz-weißer Totenkopf. Darunter befindet sich ein bunter Schmetterling in den Farben gelb und braun. Über beiden steht die lateinische Frage "Quo vadis ?". Das Bildnis ist antithetisch: Totenkopf und Schmetterling, Tod oder Leben, Verdammnis oder Erlösung sind die gegensätzlichen Antworten auf die ängstliche Frage "Quo vadis?" - "Wohin gehst du?" .

Dadurch, dass die barocke Kunst dafür bekannt ist, sich mit Tod und Leben auseinanderzusetzen ist es kein Wunder, dass man auch hier auf einen Schmetterling und einen Totenkopf trifft. Da der Tod dem Barockmenschen jeden Tag an jeder Ecke begegnete, aufgrund des 30jährigen Krieges ( 1618-1648 ), gestaltete er sein Leben in Prunk und Eitelkeit, wohlwissend, dass der Tod alles Bleibende vernichtet. Für die Menschen war das ganze Leben Vanitas, das vergebliche Bemühen etwas Wunderbares zu schaffen, was ewig ist. Am Ende steht immer der Tod. Das Leben war nur ein Vorspiel für den Tod, der den Menschen in zwei Arten begegnen konnte.

gemalt von Katharina Widera

Erstens als Schrecken und Angst, hier symbolisiert durch den Totenkopf, der für die Verdammnis steht, für ein weniger schönes und weniger angenehmes Leben nach dem Tod. Vor dieser Art von Leben nach dem Tod fürchtete sich der Barockmensch stets. Zum Zweiten begegnete der Tod dem Menschen als Hoffnung, hier symbolisiert durch den farbigen Schmetterling. Der Schmetterling, der in seinem Erdendasein noch eine Raupe war, mutiert durch die Metamorphose zum Schmetterling.

Dieses ewige Leben ist noch prunkvoller und reichhaltiger an Schönheit und Farben als das Leben auf der Erde war. Nach dieser Vorstellung richtet sich der Barockmensch und hofft, den Tod zu überwinden und so in das ewige Leben einzugehen wie der Schmetterling sich über sein Raupendasein in die Lüfte erhebt.

Von Kritikern wird behauptet, dass sie nur dann durch Metamorphose zum Schmetterling werden, wenn sie das Leben als „eitel" angesehen haben und in Gerechtigkeit und nach den Regeln und Vorschriften der Kirche gelebt haben.

     
 

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© 1997-2013 Michael Seeger, Faust-Gymnasium Staufen, letztes Update 18.09.2013