Die Zeit zerfließt

 
Barocke Ikonographie: Die Sanduhr als Symbol der "Vanitas"
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Was ist die Welt und ihr berühmtes
Glänzen?
Was ist die Welt und ihre ganze
Pracht? ... (v. Hofmannswaldau)
Überall an barocken Kustwerken, an
Wegekreuzen, Kirchenportalen usw.
findet sich die Sanduhr als Ausdruck
der Vanitas. In unserer Gegend z. B.
am Kirchenportal in Kenzingen.
 
Im Internet haben wir die Sanduhr für
die "vanitasige" Ladezeit. Ist das digi-
tale Zeitalter deshalb barock?
 
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Mit diesen Fragen lenken die barocken Dichter den Adressaten auf die
Vanitas, die Nichtigkeit des Lebens
im irdischen Jammertal. Dass aller
Prunk und alle Pracht nichts hilft, wenn
der Mensch dem Sensenmann ins
knöcherne Gesicht schauen muss,
ist ein zentraler Aspekt der didaktisch
gemeinten barocken Sonette.
Das geeignete Ikonogramm zur Dar-
stellung des Vanitas-Sachverhaltes ist
dem Barockkünstler die Sanduhr, die
das Zerfließen der Zeit drohend
beschwört.
Unsere Titelseite hat übrigens die Form einer Sanduhr!

gezeichnet von Sarah Hiss

Haben Sie's gemerkt? Dann wäre unser Screen-Design gelungen!

Nicht nur die Maler,
auch die Dichter
haben die Form der Sanduhr für
ihre Botschaft aufgegriffen.
Ein schönes Beispiel dafür ist das
 
Gedicht (Sonett??)
"Ein Sand=Uhr" von
Theodor Kornfeld
Wir zeigen das Original links und die Transskription rechts.
von Theodor Kornfeld:
Ein Sanduhr
Umschrift des nebenstehenden
Originals (1686)
 
Die Zeit vergehet
Und bald enstehet
Der Rechnungstag
Von aller Sach;
Der Sand versindet
Uns damit windet
Wir wollen fort
 
Zum andern Orth
Gen fromm/ und kom.
Gott uns leite
Und bereite!
 
Miss' alle Stunde woll
und richte deine Sachen;
Das du in letzter Stund kanst gute
Rechnung machen

Sarah Hiss, Katharina Widera, Michael Seeger

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© 1997-2013 Michael Seeger, Faust-Gymnasium Staufen, letztes Update 18.09.2013