Michael Seeger | Rezensionen |
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Eveline Hasler *1933 im Jahr 2022 |
Eveline HaslerTochter des GeldesMentona Moser -die reichste Revolutionärin EuropasRoman eines Lebens© Eveline Hasler 2019, dtv (14789) München 2021 ISBN 978-3-423-14789-7, 287 S. 11,90 € gelesen April 2023 |
Der steinreiche Uhrenfabrikant Heinrich Moser stirbt in Badenweiler - im Zimmer nebenan kommt Mentona zur Welt, die ihren Vater also nie kannte, gleichwohl seinen Sturkopf besitzt und zwischen absoluter Armut und immensem Reichtum ihrem empathischen Impetus folgt und sich lebenslang für Gerechtigkeit einsetzt. Ihre Mutter, Mosers zweite Frau, verkauft den gesamten Besitz und führt mit dem Geld ein geradzu adeliges Leben im Schloss Au auf der gleichnamigen Halbinsel im Zürichsee. Mentona und ihre Schwester wachsen - ohne jede Mutterliebe - fast schonn isoliert in einer Kunstwelt auf, welche die herrische Mutter mit allerlei Verboten belegt. Mentona ist zu einem Übermaß an Menschenliebe in der Lage, kümmert sich in London, der Schweiz, später im revolutionären Russland und in Berlin um Waisen, Säuglinge, proletarische Mütter und Familien. Sie wird Gründungsmitglied der kommunistischen Partei der Schweiz.
Erst nach dem Tod der geizigen Mutter, kann sie das geerbte Vermögen in ihre Sozialprojekte einspeisen. Sie lässt sich von keiner Niederlage unterkriegen; verkraftet auch die widerlichen Erfahrungen, welche sie im durch Stalin entarteten Russland-Kommunismus macht, bleibt eine aufrechte, emanzipierte Frau, die auch gegen die Nazis kämpft. Sie kennt Lenin, arbeitet mit Eisler und Weinert an einer sozialistischen Schallplattenproduktion. 1950 wird sie von Wilhelm Pieck in die DDR eingeladen, wo sie bis zu ihrem Tod in Ost-Berlin lebt. Auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde ist sie bestattet.
So spannend Mentonas Leben ist, so langweilig erzählt es Eveline Hasler. Der "Roman eines Lebens" hat wenig Romanhaftes, ist literarisch völlig unterbelichtet, weiß beim Leser keine Emotionen zu wecken. Die Haltung Haslers ist eher sentimental. Es gibt keinerlei Leerstellen, der Leser ist nicht gefordert, wird aber auch nicht unterhalten. Die Prosa plätschert in diesem Stil dahin:
"Es begannen für Mentona kreative, glückliche Jahre, erfüllt von Plänen und einer in die Zukunft gerichteten Arbeit." (S. 97)
Wenn sich Hasler um literarische Momente bemüht, endet das im Kitsch:
"Als auch Platten [Lenins Lebensretter, M.S.] aus dem Wagen kam, war seine Hand schwer verletzt, sein Blut, rot wie die Revolution, tropfte in den russischen Schnee." (S. 146)
Man erwarte also von dem Buch keine große Literatur. Man lese es aus Interesse an einer zu Unrecht weitgehend unbekannten starken Frau.
Michael Seeger, 05.05.2023
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