Didaktik "kreatives Schreiben"
Faust-Gymnasium Staufen
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Anthologie: "Eine Viertelstunde Ewigkeit"

 
Eine illustrierte Sammlung von Erzählungen der Klassen 6 und 7 (1997), 68 S.
hier eine Leseprobe: Verfasserin

Ein neues Familienmitglied

Ich schreibe über ein Leben, das von mir kommt. Ein Leben, das am Anfang steht und noch vieles vor sich hat. Es war am 14. März 1983, meine Frau Ines Theil, geborene Ebersbach, war schon viele Tage über ihren Entbindungstag schwanger.

Es war so gegen 17.00 Uhr. Ich stand in meinem Zimmer in der Stuckstraße 3 in Berlin und dachte an Ines. In mir kam das Verlangen auf, sie anzurufen, um zu fragen, was aus der Fruchtwasseruntersuchung herausgekommen ist. So ging ich um 17.05 Uhr ein Stockwerk höher zu Familie Rust. Danach war ich allein. Ich wählte die Numer der Klinik St. Joseph-Stift und verlangte die Entbindungsstation. "Ja, hier Schwester Vita.." Ich konnte kaum sagen, was ich wollte, schon stellte sie eine Verbindung zum Kreißsaal her. Nun begann es in meinem Kopf zu kreiseln. Gedanken quälten mich - war Ines im Kreißsaal - war Christoph oder Anna schon geboren - wie geht es Ines - ? ... Meine Gedanken mussten warten, denn es meldete sich die Stimme einer Op-Schwester: "Kreißsaal, Schwester Magarethe." "Ja, hier ist Peter Theil, ich würde gern meine Frau sprechen." Die letzten Worte nahm sie gar nicht mehr wahr. Sie schrie ganz laut, und im ersten Augenblick war es mir völlig unverständlich: "Theil, Theil, Theil ...," sie brach ganz abrupt ab und sagte wieder etwas ruihger und ganz kurz: "Moment." Und wieder meine quälenden Gedanken - war Christoph vielleicht schon geboren oder konnte er sich noch gedulden? In diesem Augenblick dachte ich nur noch an Christoph und nicht mehr an Anna. Meine Gedanken wurden durch ein leises Babygeschrei gestört, das zielsicher näherkam. Jetzt war es ganz nah. Ich stand da wie angeklebt, meine Haut wurde kalt und die schönste Gänsehaut machte mich frösteln: "Christoph ist am Apparat," dachte ich. Ich wusste, es war ein Junge. Das Geschrei kam von einem Jungen, der sagen wollte, ich bin da, ganz einfach da. Hier ist ein Mensch. Wenn auch klein, aber ein Mensch mit Gefühl für Schmerz, Liebe und Zärtlichkeit. Stotternd sagte ich zu ihm: "Guten Tag, Christoph, wie geht es Dir?" Es waren die ersten Worte zwischen Chistoph und seinem Vater. Völlig benebelt stand ich noch da, als Ines Stimme erklang. Wenige Worte konnten wir wechseln, immer wieder unterbrochen durch Stöhnen. In den Nach-wehen bestätigte sie mir, es ist ein kleiner Bub. Nach einem Gespräch von vielleicht acht Minuten mit wenigen aber bedeutungsvollen Sätzen. war ich der glücklichste Mensch auf Erden. Ich wusste, dass ich meine Frau nach der Entbindung unseres Sohnes noch mehr liebte als zuvor. Meine Liebe wurde mir völlig bewusst. Vor mir sah ich ein Bild mit unserem kleinen Jungen. Einfach ein Junge, wäre es ein Mädchen, so ... 

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