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Politik: Bitteres Erwachen für die Königsfamilie Wirtschaft: König verspricht seinem Volk mehr Brot
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Seit vorgestern läuten in Paris die Sturmglocken: Das Volk hungert, die Kornspeicher sind leer. Der Hunger und das Elend treiben spontan die Pariser Frauen zusammen. Ihre Verzweiflung läßt sie die Bäckerwagen stürmen und Getreidewagen plündern.
Die tobende Masse, mittlerweile bewaffnet, folgt dem Aufruf: „Nach Versailles!" Nach einer heißen Debatte in der Nationalversammmlung wird den aufgebrachten Frauen die Erlaubnis erteilt, eine Abordnung an den König zu schicken. Dadurch konnte die lärmende Masse von
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einem Blutbad abgehalten werden.
Die Gesandtschaft bewirkt, daß der König, in die Enge getrieben, den Befehl erläßt, alles Brot im Volk zu verteilen. Doch dies ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
In der Nacht soll die Königin ein Opfer des Elends werden. Nachdem schon einige Köpfe ihrer Leibgarde auf den Picken der Masse stecken, soll nun auch der ihrige folgen. Blutrünstig bahnen sich die Frauen den Weg durch das Schloß und können erst kurz vor den Gemächern der Königin
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aufgehalten werden. Aus Angst um das eigene Leben und das seiner Familie gibt der König den Forderungen der Versammlung nach und erklärt sich bereit, sie nach Paris zu begleiten. Unter dem Jubel der Frauen und der Nationalgarde erreicht der Zug am Abend Paris, wo der König von Bürgermeister Bailly mit den Worten begrüßt wird: „Ein glücklicher Tag, an dem die Pariser Eure Majestät und die königliche Familie wieder bei sich haben!"
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Kommentar
(von Daniel Schneider)
Wer hätte noch vor wenigen Monaten gedacht, daß sich der Zorn des französischen Volkes so gezielt seine Bahnen suchen würde und keine noch so geschulte königliche Leibgarde dem augenscheinlichen Willen der aufgewühlten Massen etwas entgegenzusetzen hat.
Um so beängstigender ist dies, als es zeigt, daß unser ohnehin nicht sehr willensstarker König das Ruder nun vollends aus der Hand gegeben und sich dem anarchischen Pöbel gebeugt hat.
Mit der versuchten Erstürmung des Königsschlosses und der geglückten „Entführung" der Königsfamilie (die schließlich nur um Haaresbreite ihrer Hinmetzelung entkommen konnte) ist der in unseren Tagen vieldiskutierte Konflikt zwischen König und Volk endgültig zur Farce verkommen.
( Fortsetzung auf Seite 2 )
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Interview
(geführt von Sebastian Kaempf)
Mde. Erna Ries, eine einst gewöhnliche Marktfrau mit geregelter Arbeitszeit, ist heute eine der tragenden revolutionären Kräfte, die am gestrigen Abend das Königsschloß erstürmten.
- Wie kommt es, daß Sie als eine bekannt urfriedliche Bürgerin plötzlich wildent- schlossen zur Sense griffen, um nach Versailles zu ziehen?
Ries: Seit Tagen leiden mein Mann und ich unter akutem Butterbrezelmangel, niddemal ä einzigs Schoggi häma g'hät. Zwar sin mir beide nu a paar Pfund abe, was minerem Ernscht ja au gut steht, aber dem Kerle passe jo kei Hos me!
(Fortsetzung auf Seite 2)
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©
1995-2012 Michael Seeger,
Faust-Gymnasium Staufen, update
11.04. 2012 |