Die Rolle der Presse in der
Französischen Revolution
Ein kräftiges Rauschen im
Blätterwald hatte im revolutionären Frankreich dafür gesorgt, dass die spitze Feder
gleichberechtigt an die Seite des Schwertes getreten war. Öffentlicher Diskurs war ja im
18. Jahrhundert der Hebel bürgerlichen Emanzipationsstrebens.
Vom Wirken der
Aufklärungsphilosophen über die Tätigkeit der Akademien und Freimaurerlogen zu den
politischen Klubs verstärkte sich die Politisierung des ursprünglich rein literarisch
ausgerichteten Räsonierens der bürgerlichen Öffentlichkeit. Neben den Klubs war
die Presse eine großartige Schule für die ersten Gehversuche des revolutionären
Bürgertums". (Furet,
s.u.) Nachdem im
Artikel 11 der Menschen- und Bürgerrechte am 26. August 1789 die Pressefreiheit erklärt
worden war, war mit dem Verschwinden der Pressezensur die letzte Hürde genommen auf dem
Weg in eine Gesellschaft, die sich hinfort anschickte, möglichst vielen Menschen
möglichst viele Informationen zukommen zu lassen. Es blieb nicht bei der Information:
Durch Kommentar, Pamphlet, Appell, Propaganda wurden die Zeitungen zu Motoren des
historischen Prozesses. Das Rauschen im Blätterwald" war wirklich sehr
beeindruckend, von Pressekonzentration keine Rede, die Journale schossen wie Pilze aus der
Erde. Dabei wurden alle politischen Haltungen bedient, wobei es die Royalisten im
Wettbewerb der Meinungen verständlicherweise eher schwer hatten. Die Leserschaft wurde
nach links hin zahlreicher: von Mirabeaus Courrier de la Provence",
Brissots Patriote français", Desmoulins Revolutions de France
et de Brabant", über den LAmi du Peuple" Marrats bis hin
zum legendären Père Duchesne" Heberts. Die Pressefreiheit
führte zu einer kaum vorstellbaren Vermehrung der Zeitungen. Für das Jahr 1791 hat man
einhundertfünfzig gezählt, und dabei ist das nur eine unvollständige, fast ganz auf die
Pariser Presse beschränkte Zusammenstellung" (Furet, s.u.). Schulin gibt schon für das Jahr 1760 die erstaunliche Zahl von
10 Millionen Lesefähigen an (Schulin,
s.u.), so dass man vor und in
der Revolution von einer Gesellschaft schreibender Elite und lesender Masse ausgehen kann.
War die Vermehrung
der Information das Paradigma bürgerlichen Emanzipationsstrebens im 18. und 19.
Jahrhundert, so setzt uns das digitale Zeitalter in die Lage, globale Informationen auf
innovative Weise zu verarbeiten. Die Ereignisse der Revolution und ihre Debatten
simulierend, mit Schülern eine historische Zeitung zu produzieren, war eine Idee, die mich
schon lange faszinierte. In Zeit Bild, Das historische
Nachrichten-Magazin" aus dem Überreuter-Verlag liegt seit Jahren ein Vorbild
für derartige Unterrichtsarbeit vor. Wie kann man Schüler für ein aufwendiges
Zeitungs-Projekt motivieren? Wie kann man im angestrebten Produkt Zeitung" eine
ansprechende Ästhetik erreichen? Wie Schüler gleichzeitig in Geschichte, Journalismus
und Layout unterrichten? waren für mich bis 1995 ungelöste Fragen.
ITG: Motivation durch Innovation
Wie in fast allen
Bundesländern hat in Baden-Württemberg der Umgang mit dem Computer Eingang in die
Bildungspläne gefunden. Neben dem Wahlfach Informatik" in der gymnasialen
Oberstufe werden alle Schüler weiterführender Schulen mit EDV vertraut gemacht: ITG
(Informations-technische Grundbildung) ist im Gymnasium in Klasse 8 angesiedelt,
angegliedert an den Mathematikunterricht. 1994 und 1995 gab es bescheidene Versuche, die
Kompetenz in ITG auf die Geisteswissenschaften auszuweiten. In diesem Zusammenhang
besuchte ich im Frühjahr 1995 eine regionale Fortbildung Einsatz des Computers im
Deutschunterricht", die mich elektrisierte. Etwa ein Jahr zuvor hatte ich mich in das
Computerhandling eingearbeitet, den Computer täglich für meine Arbeit benutzt, mit
Schülern aber den Computerraum der Schule, den ich für einen geheiligten Tempel für
Mathematiker gehalten hatte, noch nie betreten. Die Fortbildungstagung machte mir klar: Es
gibt eine Fülle von äußerst produktiven Möglichkeiten, den Computer im
Klassenunterricht auch in meinen Fächern Deutsch und Geschichte einzusetzen. Das auf der
Tagung kennengelernte DTP-Programm (Desktop Publishing) schien mir geeignet, meine alte
Idee von der historischen Zeitung endlich in die Tat umsetzen zu können. Zufälligerweise
hatte gerade zu dem Zeitpunkt der Förderkreis meines Gymnasium auf Bitten der
Schülerzeitungsredaktion das auf Windows basierende Programm MS-PUBLISHER 2.0"
für die Schule angeschafft. Für die Schüler, die ich im Leistungskurs Geschichte,
Jahrgangsstufe 12, unterrichtete, stand im April/Mai nach Bildungsplan die Französische
Revolution auf dem Programm. Jene 20 besonders aktiven und experimentier-freudigen
Schülerinnen und Schüler hatten sich von mir schon lange vorher die Aufgeschlossenheit
für Innovationen als zukünftsträchtige Schlüsselqualifikation vermitteln
lassen. Über diesen Begriff waren sie leicht für das Unterrichtsprojekt zu gewinnen.
Nachdem zuvor im Kurs gerade höchst intensiv und extensiv die Amerikanische
Unabhängigkeit als sogenanntes Sternchenthema behandelt worden war, stellte die
Französische Revolution bezogen auf die Abiturvorbereitung quasi eine Spielwiese dar, was
die Schüler ermutigte, einen Großteil des Themas in handlungs- und produktorientiertem
Unterricht zu organisieren.
Die Planung und Vorbereitung des
Projektes
Die zu erstellende Zeitung sollte
nach meinem Plan tagesaktuell" sein, zugleich aber die Französische Revolution
zur Zeit der Konstituante in entscheidenden, identitätsstiftenden, Fragestellungen
repräsentieren. Das fiel bei diesem Thema nicht schwer: Die großen Journées
revolutionaires drängten sich als Zeithorizont geradezu auf.
Wie immer im
Unterrichtsalltag war in der Vorbereitung Eile geboten. Nach nur einer Auftaktstunde zur
Sozial- und Finanzkrise des Ancien Régimes begannen die Schülerteams mit der Aneignung
der historischen Inhalte, während ich diese Zeit zur Vorbereitung der Software und zur
Erarbeitung der komplizierten didaktischen Struktur des Projektes nutzte.
Lernvoraussetzung: Teamfähigkeit
Die Unterrichtssituation in
diesem recht großen Leistungskurs (20 Teilnehmer) war für das Projekt recht günstig.
Seit acht Monaten waren es die Schüler gewohnt, immer wieder neben dem Frontalunterricht
in (auf Dauer etablierten) Lernteams zu arbeiten. Sie hatten sich sowohl in den Feldern
Selbständigkeit, Teamfähigkeit. Initiative, Präsentationstechnik, Moderation,
Recherche, Interaktion als auch in der Erarbeitung historischer Fragestellungen und deren
Lösung eine jeweils hohe Kompetenz erworben. Methodischer Hebel dieser auf Kooperation
angelegten Unterrichtsarbeit war die Einteilung des Kurses in ABC(D)-Gruppen, die
schon das ganze Schuljahr über bestanden hatten. Diesen Gruppen war nun die Aufgabe
gestellt, zu einer Journée revolutionaire" nach Wahl
- sich zu informieren
- Material zu exzerpieren
- Fragestellungen zu entwickeln
- Material auszuwählen und
- journalistisch aufzubereiten.
Die einzelnen
Teams sollten zu
ihrem Revolutionstag ein Doppelseite der Zeitung erstellen. Zur Orientierung und als
Vorbild lagen ihnen drei von mir selbst gefertigte Seiten über das Föderationsfest am 14.
Juli 1790 vor.
- Zur Wahl standen folgende
Revolutionstage aus dem Jahre 1789:
- 5. Mai
- 17./20./23.Juni
- 14. Juli
- 4./5.August
- 26. August
- 5./6.Oktober
- Die Wahl durch die Gruppen
verlief problemlos. Die Aufgaben waren gerade vor den Osterferien erteilt, so dass die
Ferienzeit zur Sachorientierung via Schulbücher genutzt werden konnte. Nach den
Osterferien war der Unterricht im Kursverband und Klassenraum aufgelöst. Für die 5
LK-Stunden pro Woche hatte ich sowohl den Computerraum als auch die Oberstufenbibliothek
reserviert, in der ich einen Kursapparat (Titel siehe Anhang) bereitgestellt hatte.
Systemvoraussetzungen
Ich als
Unterrichtender, der ich während dieses Projekts mehr und mehr in die Rollen des
EDV-Beraters, des Moderators, des Produktmanagers, des Chefredakteurs hineinwachsen
sollte, hatte mich in den Ferien auf doppelte Weise kundig gemacht: Im Selbststudium hatte
ich mir Kompetenz im Umgang mit dem DTP-Programm MS-Publisher 2.0" erworben, vom
ausgesprochen hilfsbereiten Informatik-Fachleiter unserer Schule hatte ich mich in die
Organisation des Schulcomputerraumes einweisen lassen. Es handelt sich um einen Raum mit
12 Arbeitsplätzen, 386-er Rechnern mit Server, die in einem Novell-Netzwerk miteinander
verbunden sind. Entscheidend für die Bildbearbeitung im DTP-Programm war die Ausstattung
mit 8 MB RAM. Geradezu rührend kümmerte sich der Informatik-Fachleiter um unser
Anliegen, war bei der Netz-Installation der Software behilflich und sichtlich angetan,
dass ein Nichtmathematiker die Schwelle zur EDV-Technik überstiegen hatte - eine
ermutigende Erfahrung, die mir auch KollegInnen anderer Schulen bestätigen.
Didaktische Struktur
Wie waren die Schüler möglichst
effektiv in das DTP-Programm einzuarbeiten? Die Schüler dieses Projektes waren zu alt, um
in der Schule den ITG-Unterricht erlebt zu haben. Vom blutigen Anfänger bis zum
Freak" (Redaktionsmitglied der Schülerzeitung) ging die durchaus typische
Mischung im Kurs. In der Arbeit am Computer sollte nach meinem Ermessen Zeit gespart
werden. Schließlich war der Gegenstand des Unterrichts ein historisches Thema, der
Computer sollte nicht mehr als ein Werkzeug sein! Also erstellte ich eine Formatvorlage
für die Titelseite der simulierten Zeitung Patriote français", in der die
Seite so vorformatiert war, dass ein einheitliches Aussehen entstehen würde:
Zeitungskopf, 3-spaltiger Aufmacher, Kommentar, Platzhalter für Grafik, Impressum, zwei
kleine Rubriken, 2-spaltiger Artikel. Die Schriftgrößen, knappen Seitenränder und die
Spaltenkamine hatte ich so gewählt, dass auf eine DIN A4-Seite möglichst viel Material
passt, dass das Erscheinungsbild meinem ästhetischen Empfinden entspricht und das
Aussehen an die den Schüler vertraute Badische Zeitung" erinnert. Mit roter
(Bildschirm)Farbe hatte ich in die Text- und Grafikplatzhalter journalistische Hinweise zum
Artikeltyp und einige Programmhilfen geschrieben. Meine Idee war: Gelänge es, dass die
Schüler im Erstellen der Titelseite genügend Kompetenz im DTP-Programm (im Kurs
Computenz" genannt) erwürben, könnten sie eine zweite Seite selbständig -
auch im Layout - gestalten.
Während der
4-stündigen Bibliotheksarbeit des Kurses zog ich jeweils ein Schülerteam-Mitglied zur
Einweisung in das Computerprogramm heraus. Hier kam der intendierten Effektivierung des
Lernprozesses die etablierte ABC-Gruppenstruktur zugute. Die Teams schickten ihren
EDV-Experten" zu mir in den Computerraum, während die übrigen 2-3
Gruppenmitglieder an den Zeitungsmanuskripten weiterarbeiteten. Mit der Kleingruppe von
sechs Schülern aus den sechs Filialredaktionen war die Einführung in das
Computerprogramm schnell zu leisten. Ohne abstrakte Computertechnik ging es gleich medias
in res. Die Übungen am Computer wurden am Beispiel halbfertiger Manuskripte der
jeweiligen Gruppen durchgeführt. Demonstration war sowohl über die Großprojektion via
Display als auch am einzelnen PC-Arbeitsplatz möglich. Die so ausgebildeten
Experten" hatten in den folgenden Stunden die Aufgabe, ihre
TeamkollegInnen in
die wichtigsten Funktionen des Computerprogramms einzuweisen. Die Wahl des DTP-Programms
MS-Publisher 2.0" war insofern hilfreich, als es erstens durch seine
raffinierten Layoutmöglichkeiten begeistert und weil die Handhabung für die meisten
Schüler mit Computererfahrung schnell zu erlernen ist. Es stammt vom Marktführer
Microsoft und ist ähnlich wie andere Textprogramme dieses Softwarekonzerns (Works, Word)
zu bedienen. Erwachsene sind immer wieder von der schnellen Aufnahmefähigkeit
Jugendlicher verblüfft.
Arbeit am Computer
Die 7-stündige Arbeit im
Computerraum vollzog sich in der angenehm erregten Atmosphäre einer Großredaktion.
Dieses Arbeiten ist pointiert individualisierend. Während ein Schüler Wort für Wort ein
perfekt vorbereitetes Manuskript abtippt, formuliert der nächste Redakteur direkt am
Bildschirm auf der Basis eines nur groben Exzerptes, kreieren zwei Schüler einen
choke", begeistert sich eine Schülerin für die Zeichnung einer Guillotine via
Malprogramm, interessiert sich ein Freak" im Kontakt mit dem Lehrer vor allem
für die Raffinessen das Programms. Selten findet in hektischer Arbeitsatmosphäre so viel
soziales Lernen statt, soviel Kooperation, soviel Kreativität, soviel Heiterkeit. Die
Filialredaktionen standen untereinander in produktiver Konkurrenz. Auch ich als Lehrer
konnte im Verständnis des Computerprogramms gemeinsam mit den Schülern lernen. Ich war
ja quasi selbst Anfänger. Die Spaltenfunktion hatte ich in diesem meinem ersten
Zeitungsprojekt noch nicht entdeckt, so dass wir auf der Basis von Tabellenfunktionen den
Spaltenumbruch umständlich manuell durchgeführt hatten. Die Filialredaktionen suchten
aus den Büchern die Bilder für ihre Zeitungsseiten aus. Auf meinem privaten Scanner
wurden diese gescannt und den Filialredaktionen dann elektronisch via Diskette zur
Verfügung gestellt. Auch in diesem Punkt litt die Zeitung Patriote français"
noch unter Anfängerfehlern, was sich in der Qualität der abgedruckten Grafiken zeigte.
Nach jeder Stunde im Computerraum
sicherte ich die Ergebnisse auf Disketten, um sie zu Hause zu korrigieren":
entweder durch direktes Redigieren oder durch in roter Farbe gehaltene Hinweise für die
Schüler am Rande ihres Artikels. In der nächsten Stunde hatten die Schüler entsprechend
dieser Hinweise ihre Produkte zu überarbeiten. Mit diesem Verfahren, was vom Leiter des
Projektes allerdings einen immensen Arbeitsaufwand erfordert, war es möglich, die
Texteingabe und die Arbeit am Layout auf sieben Unterrichtsstunden zu reduzieren. Neben
der einheitlich aussehenden Titelseite hatten die Teams tatsächlich selbständig eine
zweite Seite gestaltet. Arbeit mit Schülern am Computer evoziert immer einen in den
Jugendlichen schlummernden Spieltrieb, der - wenn vom Thema abweichend - störend wirken
kann und deshalb unterbunden werden muss, der aber auch in die kreativ-produktive Richtung
gehen kann und dann Euphorie erzeugt. Während unserer Arbeit waren vor allem
Französisierungen", auch auf die Autorennamen bezogen, und journalistische
Anspielungen auf das Schulleben in Konjunktur.
Die
Schlussredaktion oblag einer Expertengruppe (drei Schüler) und schließlich- aus
Zeitmangel - dem Lehrer selbst. Der Ausdruck der Druckfahnen erfolgte mit meinem privaten
Laserdrucker. Vervielfältigt wurden die Druckvorlagen via Kopiergerät (Vor und
Rückseite), die 16 Seiten wurden mit einem Hefter geklammert.
Didaktische Anregungen und Bilanz
Als Lehrer war ich mit dem
Projekt zufrieden, vor allem mit der Sachkompetenz, die aus den Schülerartikeln sprach.
Die Schüler hatten während des Projektes eine hohe Selbständigkeit und
Eigenverantwortlichkeit entwickelt, die sich auch in der künftigen Unterrichtsarbeit noch
verzinsen sollte. Der Lerneffekt lag etwa zu gleichen Teilen auf den Feldern Geschichte,
Soziales Lernen, Computenz". Durch die Simulation Wir spielen
Zeitungsredaktion im Jahre 1789" lässt sich eine hohe Motivation, Identifikation mit
dem historischen Prozess und eine an Werten orientierte Stellungnahme zum geschichtlichen
Vorgang erzielen. Die im Geschichtsunterricht häufig angestrebte und oft nur mühsam
verwirklichte Aktualisierung ergibt sich bei diesem Projekt auf spielerische Weise
geradezu von selbst, wie die (häufig witzigen) Anverwandlungen der schreibenden
Schülerautoren in beide zeitliche Richtungen belegen.
Der Ablauf war z. T. zu sehr
differenziert, arbeitsteilig und disloziert, so dass die Lehrer-Kontrolle des
Gesamtprozesses manchmal nicht mehr möglich war. Die Störungen waren aber nicht stärker
als im Alltagsunterricht. Aufgewogen waren sie allemal durch die sich entfaltende
Eigeninitiative. Eine noch perfektere Vorbereitung einer Zeitungsvorlage mit mehr
gezielten didaktischen Hinweisen hat bei weiteren Zeitungsprojekten manche Reibung und
Verzögerung beseitigt. Nicht günstig sind Einzelstunden für die Computerarbeit, weil
durch Öffnen, Speichern, Schließen etc zu viel Zeit in Anspruch genommen wird. Als
günstig haben sich bei anderen Zeitungsprojekten Arbeitsblöcke von drei
Unterrichtsstunden erwiesen. Alle ITG-Unterrichtsarbeit bestätigt: Die Lernenden (auch
Erwachsene) befinden sich in einem extrem individualisierten Lern- und Arbeitsprozess, der
die übliche Sinnenwahrnehmung stark verändert. Sinnlos sind Hinweise des
Unterrichtenden, während die Unterrichteten konzentriert und fasziniert vor ihren
flimmernden Bildschirmen sitzen. Gegen die elektronische Virtualität kommt antiquiertes
Dozieren nicht an. Auch Versuche, via Musikregie die Aufmerksamkeit der Beteiligten zu
bannen, blieben unbefriedigend. Die Aufforderung, die Bildschirme auszuschalten, ist für
im erregten Arbeitsprozess stehende Menschen interruptiv-frustrierend. Der Unterrichtende
sollte die gegebene Individualisierung aufgreifen und individualisierend didaktisch
reagieren. So ist der Lerneffekt besonders hoch. Jedes Softwareproblem ist anders und
interessiert nur einen Schüler. Die der ITG angemessene didaktische Botschaft ist
die e-mail". Sie kann realisiert werden durch elektronische
messages", welche die Lehrkraft nach der Unterrichtsstunde in die Schülerdatei
schreibt. Ist von der Hardwareseite her ein (sehr teures) didaktisches Netz"
vorhanden, kann der Unterrichtende auf angemessene Weise sowohl kollektiv wie
individualisierend seine Korrektur auf alle oder auf einen ausgewählten Bildschirm
senden. Der Unterrichtende sollte für ein Zeitungsprojekt sowohl fachwissenschaftlich wie
informationstechnologisch sicher sein, damit er für sich selbst stressfrei und für die
Beteiligten störungsfrei die an ihn gestellten Anforderungen (mehrere Schüleranfragen
gleichzeitig) bewältigen kann.
Gegen die Wertung der
Zeitungsartikel als reguläre Klausur wehrte sich der Kurs aus Unsicherheit und Angst vor
Ungleichbehandlung. So wurde die Zeitungsdoppelseite jedes Team als gewichtige
mündliche Note" (kollektiv) gewertet. Vor der traditionellen Klausur hatte
jede Gruppe auf der Basis ihrer Journée revolutionaire ein halbe Unterrichtsstunde zu
gestalten. Die Schüler kritisierten die Tatsache, dass sie als Experten nur eines Themas
sich in den anderen Themen zu wenig Kompetenz erworben hätten. Das Ergebnis der Klausur
(Schnitt 10,4 P.) relativierte diese Kritik.
Dem Stoff Französische
Revolution" eignet das moderne computergestützte Verfahren im Besonderen: Er hat
erstens die für Zeitungen erforderliche Ereignisfülle. Zweitens passt der moderne,
technische Umgang zu einem Grundzug der Revolution: dem der Innovation und Modernisierung
aller Lebensbereiche. Mit der fertigen Zeitung hatte der Kurs ein selbst erarbeitetes Produkt
in der Hand, das alle Seiten mit Stolz auf die geleistete Arbeit erfüllte. Dieses
Produkt ereilte danach das Schicksal aller Zeitungen: Es ging im Schulalltag schnell
wieder in neuen Aktualitäten unter. Geblieben sind gemeinsame Lernerfahrungen.
In einer neuen Unterrichtsform,
der des offenen, produktionsorientierten, ganzheitlichen Projektunterrichts,
wurde ein traditioneller Bildungsplaninhalt (Französische Revolution) via Medium
Historische Zeitung" mit dem modernen Werkzeug Computer in einem
dynamischen Gruppenprozess, der die Teilnehmer in der Schlüsselqualifikation Teamfähigkeit
schult, mit der produzierten Zeitung ein niveauvolles Ergebnis erzielt.
Es handelt sich
bei solchen Zeitungsprojekten um gelungene Beispiele modernen integrierten Unterrichts.
Die Redaktion, gegliedert in Großredaktion mit dem Lehrer als Chefredakteur und
Filialredaktionen der Schülergruppen ist der praxisbezogene Idealtyp eines Teams.
Handapparat für die Schüler
- Castelot, André: Die
Französische Revolution, (Casimir Katz), Gernsbach1988 (mit zahlreichen Anekdoten und
Illustrationen)
- Furet, François/Richet, Denis:
Die Französische Revolution, (S. Fischer) Frankfurt a. M. 1968
- Grab, Walter: Die Französische
Revolution, Aufbruch in die moderne Demokratie, (parkland) Stuttgart 1989 (mit zahlreichen
Illustrationen)
- Greber, Ludwig, Wurster,
Karl-Heinz: Stundenblätter Die Französische Revolution, (Klett) Stuttgart 1980
- Hartig, Irmgard und Paul: Die
Französische Revolution, Tempora, Quellen zur Geschichte und Politik, (Klett) Stuttgart
1984
- Kuhn, Annette: Die Französische
Revolution, (Kösel) München 21977
- Markov, Walter: Revolution im
Zeugenstand, Frankreich 1789-1799, Bd. 1 Aussagen und Analysen, Bd. 2 Gesprochenes und
Geschriebenes (Philipp Reclam jun.) Leipzig 21986
- Mignet, François Auguste:
Geschichte der Französischen Revolution von 1789 bis 1814, (Röderberg) Frankfurt a. M.,
1975
- Schulin, Ernst: Die Französische
Revolution, (C. H. Beck) München 21989
- Soboul, Albert: Die Große
Französische Revolution, (EVA), Frankfurt a.M., 31973
- Soboul, Albert: Kurze Geschichte
der Französischen Revolution, (Wagenbach) Berlin 1977
- Vovelle, Michel: Die Französische
Revolution, Soziale Bewegung und Umbruch der Mentalitäten, (Fischer) Frankfurt a.M. 1985
- ZeitBild: Die Französische
Revolution, Das historische Nachrichten-Magazin (1789-1794), hrsg. v. Hans Erik Hausner,
(Überreuter), Wien/Heidelberg 1977 (=Zeitungssimulation mit viel Bildmaterial)
- zusätzlich ein Dutzend
Schulgeschichtsbücher
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