Seminarkurs 2000/01 
"Dolly und die Folgen"
Eine Begegnung von Natur- und Geisteswissenschaft
in Fragen der Humangenetik
 
Team
 

Marius Tollenaere und Vincent Sprenger

Basler Forum 

Technik & Gesellschaft, Agency Bats

Résümee des Beitrages von Dr. med. Thomas Heinemann 

[unsere Analyse, dass es sich um eine eher private Institution für einen nur temporären Kongress handelt, hat sich bestätigt. Die im Link verzeichnete und auf dem Papier angegebene URL ist inzwischen nicht mehr verfügbar. Wohl existiert aber noch die Institution BATS, eine offensichtlich auch in öffentlichem Auftrag handelnde "Fachstelle", die von einem "Schweizerischen Nationalfond" gegründet sei. Der Link auf diesen Fond ist aber ebenfalls blind. Durch eigene Recherche habe ich ihn gefunden; es ist eine Stiftung, die im Auftrag des Bundes (CH) tätig ist. Insofern handelt BATS offensichtlich auch in teilöffentlichem Auftrag. Näheres habe ich via Mail angefragt. M.S.]

In Hinsicht auf immer mehr wachsende technische Möglichkeiten im Bereiche der Stammzellentechnologie befürwortet Dr. Thomas Heinemann die gesetzten Ziele der therapeutischen Klonierung, lehnt jedoch eine reproduktive Verwendung ab und gibt zu bedenken, dass weder die Schädigung eines Menschen (bzw. Embryos) noch die Schaffung eines solchen ethisch vertretbar sind. Obgleich die Gewinnung von Stammzellen im Allgemeinen durchaus mit den ethischen Regeln zu vereinbaren seien, täten sich vor allem bei der Benutzung von abgetriebenen Föten neue Bedenken auf. „Bei der Verwendung menschlicher Embryonen zur Gewinnung von embryonalen Stammzellen stellt sich die Frage, ob eine Nutzung von im Rahmen einer IVF- Behandlung erzeugter, dem Tode geweihter Embryonen zu besonders hochrangigen Zielen im Ausnahmefall erlaubt sein kann.“¹ Betreffend dieser Problematik sieht der Autor durchaus diese Möglichkeit, will sich jedoch nicht endgültig festlegen, ob eine solche Anwendung vertretbar ist.

Dies müsse jedoch unbedingt unabhängig davon entschieden werden, ob die spezielle Züchtung von Embryonen zu Forschungszwecken erlaubt sein darf.

Als Manko sieht Heinemann, dass den derzeitigen technischen Möglichkeiten nach eine als pluripotent identifizierte in Kultur vermehrte Stammzelle theoretisch auch totipotent sein kann. Dies wiederum ermögliche die Züchtung eines Menschen, was ethisch auszuschließen  ist. Eine genaue ethische Anweisung könne demnach erst erfolgen, wenn die Wissenschaft dazu in der Lage sei, das Entwicklungspotential genau und zuverlässig zu differenzieren.

In jedem Falle, so Heinemann, sei die sich abzeichnende Alternative beispielsweise der Gewinnung von gewebsspezifischen Stammzellen ethisch unbedenklicher, da eine Instrumentalisierung eines Menschen oder Embryos ausgeschlossen sei.

Heinemanns Abwägen von der technischen Möglichkeit des therapeuthischen Klonens sowie der positiven gegen die negativen möglichen Folgen daraus nehmen Anlehnung an das Prinzip der schiefen Ebene, wobei er zu dem Schluss kommt, dass letztere ausgeschlossen werden müssen.

Die Gefahr der negativen Folge sieht er in der Tatsache, dass bei der Benutzung von Embryonen der kategorische Imperativ von Kant missachtet würde, da er bei  Forschungszwecken nicht zu seinem Selbstzweck eingesetzt, sondern für Vorteile anderer geopfert wird.

Hingegen weist Heinemann in seinen kritischen Fragen, ob bereits dem Tode geweihte Embryonen dazu verwendet werden dürfen, in erster Linie auf utilitaristische Ansätze hin.

Marius Tollenaere, Vincent Sprenger

  Fragen und Kommentare an Marius Tollenaere  © 2000-2013 Faust-Gymnasium Staufen,  letztes update 18.09. 2013