Von wegen Dialog über die großen
Zukunftsfragen der Menschheit: Die Bedenkenträger wie die
Fortschrittsoptimisten sind müde geworden – oder aggressiv
Hallo Gen! Guck mal, wer da spricht
Die Diskussion um Molekularbiologie,
Genetik und Klonen ist wohl die wichtigste Debatte überhaupt, sie kreist um die
Frage: Wer ist, was ist der Mensch? Ein merkwürdiger Rollenwechsel findet dabei
statt: Die Naturwissenschaftler sind nachdenklicher geworden, die
Geisteswissenschaftler hingegen affirmativ.
Rilke hatte Recht: Der Sommer war sehr groß. Das Erbgut wurde im Juni
2000 entschlüsselt. Na ja, fast. Ein paar Nachträge kamen im Februar 2001
hinzu. Wer bis heute keine Tagung über Gentechnik oder eine Feuilleton-Debatte
abgehalten hat, organisiert keine mehr. Und lässt es lange bleiben.
Vielleicht ist es auch besser so. Denn es sind Schaukämpfe, die in Akademien,
Literaturhäusern und im Blätterwald inszeniert werden. Teilnehmer sind die üblichen
Verdächtigen: Mediziner, diesmal seltsam apathisch, obwohl es bei den meisten
Fragen der Gentechnik doch um vermeintliche Therapieaussichten geht. Jörg-Dietrich
Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, appellierte jüngst diffus an die
„Gesamtgesellschaft”, sich der bioethischen Fragen anzunehmen.
Auch dabei: die lange von der Öffentlichkeit vernachlässigten
Naturwissenschaftler. Sie verstehen sich als neue Volksaufklärer, die den
Biologieunterricht nachholen. Kürzlich vermittelte Nobelpreisträgerin
Christiane Nüsslein-Volhardt den Laien mal wieder, was es mit Genen und
Chromosomen eigentlich auf sich hat. Fachwissen kann sicher nicht schaden –
doch im Wesentlichen geht es um Fragen wie: Welche Medizin wollen wir, was ist
der Mensch, wann beginnt das Leben?
Wer möchte sich hier als Experte bezeichnen? Immer häufiger tauchen deshalb in
der Gästeliste auf: Philosophen und Geisteswissenschaftler. Sie haben trotz
umfassender Kompetenz in Sachen Humanismus und Ethik allerdings nicht immer
Zugang zum richtigen Werkzeugkasten. Nicht nur Peter Sloterdijk („Darf ich
Craig sagen?”) zielt mit seinen Fragen an den berühmten Gen-Entschlüsseler
Craig Venter manchmal haarscharf daneben.
Vielleicht liegt es an der Fragwürdigkeit der Fragen, dass auch die Kontroverse
um das „therapeutische Klonen“ und den Lebensschutz für Embryonen merkwürdig
blass bleibt. Die Logik der wechselseitig in FAZ
oder Zeit
vorgetragenen Argumente ist schlüssig –, aber sie greift nicht. Das
Gefühl, mit dem therapeutischen Klonen werden Grenzen überschritten, bleibt.
Da kann die Beweisführung dafür noch so redlich und nachvollziehbar sein.
Unbehagen und Intuition sind stärker, wenn der Wesenskern des Menschlichen zur
Disposition steht, was immer ihn auch ausmacht. Wer etwas nicht will, will eben
nicht. Man muss nicht glauben, dass durch das therapeutische Klonen „Menschen
nach Maß“ geschaffen werden, um dagegen zu sein.
Vor diesem Hintergrund erscheinen viele Debattenbeiträge als Fingerübungen.
Sie dienen der Selbstvergewisserung, tragen aber wenig zur Klärung bei. Womöglich
fehlt schlicht das Instrumentarium, um Utopien zu erörtern, die gleichzeitig
uralte Menschheitsfragen auf- und angreifen, unseren Körper, unser Wesen
betreffen und dennoch ab-strakt, anwendungsfern und zumeist nur mikroskopisch
zugänglich sind. Mark Siemons vermutete kürzlich in der FAZ
, dass angesichts der Fortschritte in der Gentechnik das Meinungswesen
kollabiert, da der Mensch sich über den Menschen einfach keine Meinung zu
bilden vermag.
Das Publikum hat dies längst durchschaut. Es bleibt Kongressen und
Tagungen zur Gentechnik weitgehend fern und meidet den inszenierten
Schlagabtausch. Zu einer hochkarätig besetzten Veranstaltung im Literaturhaus München
kamen vor kurzem nur etwa vierzig Zuhörer, die meisten davon Journalisten. Die
Referenten zeigten sich ebenfalls eher desinteressiert. Man kannte die Argumente
des anderen, tauschte sie lustlos aus. Deshalb warteten die meisten Redner gar
nicht ab, bis der andere seinen Vortrag gehalten hatte. Der Philosoph Boris
Groys wollte noch ins Museum. Der Neurowissenschaftler Ernst Pöppel verriet
ebenso wenig wie der Lyriker Durs Grünbein, warum er gleich nach seinem
Statement wieder verschwand. Jens Reich erklärte, dass er seit Jahren schon den
skeptischen Wanderprediger in Sachen Gentechnik spiele, kam aber wenigstens mit
zum Essen. Anstatt Resignation kommt manchmal auch Aggression auf, wenn über
„die Gene“ diskutiert werden soll.
Nebel über dem Starnberger See: Die Molekularbiologen Gerd Hobom und Johannes Döhmer
sitzen auf ihrer Bank in der evangelischen Akademie Tutzing und tuscheln wie
zwei Schüler, während Klaus Berger, Neutestamentler aus Heidelberg, seinen
Vortrag hält. „Sie und Ihresgleichen”, wettern sie in der anschließenden
Diskussion, als Berger sich auf religiöse Überzeugungen beruft, die ihn
weitere Tabubrüche im Bereich der Gentechnik ablehnen lassen, „das ist doch
anachronistisch“.
Die Hamburger Philosophin Barbara Strohschein macht nur einen „Ver-such“,
erklärt sie vorbeugend zu ihrem Vortrag. Trotzdem wird ihr von Deutschlands führendem
Genkartierer, André Rosenthal, „Pseudophilosophie“ vorgeworfen.
Inquisitorisch fragt er: „Woher haben sie das?“ und: „In welchen Schriften
steht das?“ Kaum jemand fragt Gen-forscher nach Belegen für die „Köder der
Utopie“ (Hans Jonas), die sie ständig auswerfen. Strohschein hatte im
Zusammenhang mit der Gentechnik von der Verdrängung der eigentlichen
Lebensfragen gesprochen. Von der Leibfeindlichkeit der Wissenschaft und den
Genen als vater- wie mutterlosen Subjekten, ohne Tradition und Bindung.
Im Publikum in Tutzing sitzt ein Künstler, ein blasser bescheidener Mensch. Er
beschwört das körperliche, geistige und seelische Einssein, das er erfährt,
wenn er vor einem Baum steht. Einfach so, in leisen, ruhigen Worten schildert er
seine Empfindungen. Diese Schlichtheit irritiert die großen Entschlüsseler des
Lebens. „Meinen Sie, wir können nicht sinnlich empfinden?“, herrscht ihn
André Rosenthal an. Immer würden Wissenschaftler als kalte Rohlinge
dargestellt. Der Tagungsleiter versucht zu vermitteln. Es ginge um die primäre
Erfahrung von Sinnlichkeit, um die Lebenswelten im Alltag und die unterscheiden
sich zumeist von den durch Hilfsmittel wie Mikroskop, Elektrophorese oder Gel
vermittelten Eindrücken im Labor. Dann erzählt der Tagungsleiter von einem
Stein, den er nach dem Joggen in dunkler Nacht mit nach Hause getragen habe. 35
Kilo schwer, eine ziemliche Plackerei – aber so sicher habe er sich selten gefühlt.
Das sei etwas anderes, als Camus zu lesen.
André Rosenthal sitzt in der ersten Reihe und schmollt. „Ich bin schon gekränkt,
dass Sie mich nicht anschauen, wenn ich mit Ihnen spreche, aber ständig den
Kopf schütteln“, sagt der Tagungsleiter. Herr Rosenthal schaut weg und bekräftigt,
dass er an der Diskussion teilnehme. Man fühlt sich an Loriots gebrülltes
„Ich brülle nicht“ erinnert.
Und das Feuilleton, die Geistesmenschen? Sie sind angesichts der
molekularbiologischen Basteleien mehr oder weniger zu Analphabeten geworden. Die
sicheren Bastionen ihres Wissens taugen nicht zum Verständnis von Genfähren,
Mikropartikeln und Ribonukleinsäuren. Ungläubiges Staunen ist wissendem
Abnicken gewichen. Für eine kritische Auseinandersetzung fehlt zumeist die
Vorbildung. In Kreisen, in denen es als schick gilt, mit einer Fünf in Mathe zu
kokettieren, kann nicht plötzlich ein Gespräch über Genkarten und DNA-Chips
entstehen.
Die unreflexive, häufig kritiklose Haltung vieler Geisteswissenschaftler
ist verblüffend. Sie nehmen den von den Feuilletons servierten Gen-Salat und
das Herumsausen der Nanoteilchen einfach so hin, um munter ihre Theorien zu
entwickeln – vom Gen als Hostie, von den Metaphern und Codierungen der
„genetischen Schrift“. Oder mal wieder von der Neuerfindung des Menschen,
den Golems, Frankensteins, Homunkuli
et tutti quanti
.
Die Zeiten ändern sich: Jetzt äußern bezeichnenderweise vor allem
Naturwissenschaftler Bedenken an der Genetisierung der Feuilletons. Anfangs zwar
noch über die Aufmerksamkeit erfreut, die ihren lange vernachlässigten Themen
neuerdings zuteil wurde, bemängeln sie mittlerweile die gedankenlose Verwertung
von allem was nach DNA riecht. Welch’ kuriose Wendung: Die auf ihre
hinterfragende Rolle abonnierten Geistesmenschen müssen sich als affirmativ
bezeichnen lassen. Und lange belächelte Cordhosenträger aus den
naturwissenschaftlichen Fakultäten werden plötzlich zu kritischen Geistern
geadelt.
Werner Bartens
Tagesspiegel
Sterbehilfegesetz in Holland
Entsorgung am Ende
Glaubt man den Umfragen, will die Mehrzahl der Menschen schnell und plötzlich
sterben. Diesen Gefallen tut uns Gevatter Tod aber nur selten. Dem Sterben gehen
häufig längeres Siechtum, Schmerz und Leid voraus. Vor so viel Leiblichkeit
haben wir Angst – nicht nur vor dem Tod, sondern mehr noch vor dem Weg dahin.
Diese Angst ist auch die Angst davor, allein gelassen zu werden, den Angehörigen
die Pflege nicht zumuten zu können. In unsere schöne, neue mit Gen-Utopien als
leidfrei fantasierte Welt passt kein langsames Sterben mehr. Schließlich will
heute ja auch kaum jemand die Pflege anderer übernehmen.
Selbst für viele Ärzte ist der Tod tabu geworden.
Sie empfinden das Versagen jeder Therapie am Lebensende als ärgerliche
Niederlage. Vielleicht liegt darin der Grund, dass Deutschland im Bereich der
Schmerztherapie weit hinter vergleichbaren Ländern zurückliegt. Nach Meinung
vieler Experten kommt der Ruf nach Sterbehilfe nur bei unzureichender
Schmerztherapie oder Versorgung auf. Dass die Niederlande die dort seit Jahren
praktizierte Sterbehilfe legalisiert haben, ist kein Zeichen für einen
offeneren Umgang mit Tabus. Diese Entscheidung ist vielmehr ein Armutszeugnis für
die Gesellschaft und ein nur notdürftig als Liberalität getarnter Hilferuf.
Man muss keine NS-Euthanasie-Diskussion führen, um zu erkennen: So bequem
sollten wir es uns mit der Entsorgung am Lebensende nicht machen.
Werner Bartens
Politik
Von Werner Bartens
Leitartikel zur
Gentechnik: Zeit der Ernüchterung
Zu Schadenfreude besteht kein
Anlass. Es überrascht allerdings schon, wenn in zwei exponierten
Forschungsbereichen der Gentechnik etwa zur gleichen Zeit erhebliche Rückschläge
zu verzeichnen sind. Das war man bisher nur von der Gentherapie gewohnt. Jetzt
kam es auch zu Komplikationen bei der Anwendung genveränderter Nahrungsmittel
und beim Gewebeersatz mit embryonalen Stammzellen – nicht im Labor, sondern
nach dem Restaurantbesuch und während der klinischen Erprobung.
In den vergangenen Monaten gab es gleich mehrere Fälle von allergischen Schocks
in den USA. Jedes Mal hatten die Betroffenen Nahrung zu sich genommen, in der
genetisch veränderter „Star-Link“-Mais enthalten war. Das nur als
Tierfutter zugelassene Produkt wurde wohl mit Mais vermischt, der zum Verzehr
durch Menschen vorgesehen war. Nach den Manipulationen der Nahrungskette, die zu
BSE geführt haben (aus vegetarischen Wiederkäuern wurden durch Tiermehlverfütterung
Fleischfresser gemacht), nicht weiter überraschend. Man gewöhnt sich an die
Skandale.
Lebensmittel- und Nutzpflanzenhersteller hatten in den vergangenen Jahren immer
wieder mit gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln geworben und sie als gesünder,
schmackhafter und haltbarer gepriesen. Obendrein sollte mit Hilfe von schädlingsresistentem
und ertragreichem Genfood der Welthunger besiegt und armen Bauern in
Entwicklungsländern die Existenz gesichert werden.
Angesichts der hehren Ziele wurden
die Einwände der Genfood-Gegner zumeist als kleinlich abgetan:
Gesundheitsgefahren seien nicht bewiesen, die Warnung vor Allergien durch die
neu zusammenwürfelten Gen-Früchte sei reine Panikmache. Der in Schottland tätige
Wissenschaftler Arpad Pusztai wurde 1998 in den Ruhestand versetzt, nachdem er
im Fernsehen erklärt hatte, dass seinen Laborratten die Fütterungsexperimente
mit genveränderten Kartoffeln gar nicht gut bekommen waren und ihr Immunsystem
dadurch geschädigt wurde. 1999 bestätigten mehrere Forscher Pusztais Befunde
– auch wenn er seine Versuche akribischer hätte dokumentieren sollen.
Im Fall des Gewebeersatzes mit embryonalen Stammzellen klafft die Lücke
zwischen Anspruch und Wirklichkeit noch weiter auseinander. Seit britische
Wissenschaftler vergangenen Sommer die Forschung mit diesen Vielkönnern unter
den Zellen empfohlen hatten, wurden wahre Wunderdinge durch den embryonalen
Jungbrunnen versprochen: Heilung nach Schlaganfall, bei Parkinson oder
Alzheimer. Frische, durchlässige Adern statt verstopfter Koronargefäße und
neue Organe aus der Retorte. Im Labor machten es die Zellen vor: Aus Hirn ward
Herz, aus Blut ward Hirn. Kaum eine Woche, ohne dass von wissenschaftlichen
Kenntnissen unbelastete Politiker eine Lockerung der Forschungsbestimmungen
forderten.
Die jetzt bekannt gewordenen Ergebnisse von zwei großen klinischen Studien zum
Gewebeersatz bei Parkinson-Patienten sind ernüchternd. Den Kranken wurden
Zellen von abgetriebenen Föten ins Gehirn gespritzt. Nach einem Jahr konnten
keine Unterschiede zwischen behandelten und nicht behandelten Patienten
festgestellt werden; im folgenden Jahr entwickelten einige Kranke Bewegungsstörungen,
sodass sie mehr Beschwerden hatten als vor der Therapie. Die niederschmetternden
Resultate können zwar nicht verallgemeinert werden, doch viele Forscher fordern
inzwischen fundierte Tierversuche, bevor weiter an Menschen herumexperimentiert
wird.
Ähnliche Eingeständnisse waren zuletzt nach Rückschlägen bei der Gentherapie
zu hören. Damals hatte Harold Varmus, Nobelpreisträger und ehemaliger Direktor
der amerikanischen Gesundheitsinstitute, gefordert: „Zurück zu den
Grundlagen. Wir müssen wieder auf die Schulbank!“ Dies gilt erst recht für
die Bereiche Genfood und Gewebeersatz. Hinzuzufügen ist noch: Es sollten keine
Wechsel auf die Zukunft mehr ausgestellt werden, bevor nicht wenigstens die
Hausaufgaben gemacht sind.
Tagesspiegel
Forschung
an Stammzellen
Gasgeben und Bremsen
Sehnsüchtig sitzen deutsche
Forscher vor den Kühlschränken. Sie warten auf ein Zeichen von oben. Nicht von
Gott, sondern von der Politik soll das Signal zum Auftauen kommen. Es geht um
die Freigabe der Embryonenforschung. Der Kanzler hat mit seinem Hinweis auf
„ideologische Scheuklappen“ den Weg geebnet, der Kulturminister streute ein
bisschen Gebrauchsethik für den Alltag ein. Und jetzt gibt es ja auch noch den
„Nationalen Ethikrat“. Einstweilen nur ein öffentlichkeitswirksames
Feigenblatt. Immerhin geht es um die Akzeptanz einer Wissenschaft, die mehr als
umstritten ist und noch keinen Menschen geheilt hat. Die Strategien dafür ändern
sich fast wöchentlich. Lange war das Hauptargument für die Embryonenforschung
der Hinweis auf Fortschritte in den USA und den daher gefährdeten „Standort
Deutschland“. Jetzt hat George W. Bush die öffentlichen Gelder für die
embryonale Stammzellenforschung eingefroren. Das neue Argument lautet: Es gibt
nun mal „überschüssige“ embryonale Stammzellen, und die müsse man doch
untersuchen dürfen. Jetzt ist auch die DFG auf diesen Kurs eingeschwenkt. Natürlich
hat sie die üblichen Floskeln von der besonderen Geschichte Deutschlands und
den notwendigen Kontrollen eingebaut. Angesichts der immer rasanter erfolgenden
Tabubrüche in der Medizin wirken sie wie ein Hinweis auf die Handbremse bei
einem beschleunigenden Ferrari.
Werner Bartens
Tagesspiegel
Die Wissenschaft denkt
nicht
Genug der Zumutungen
Der Kopf ist rund, damit das Denken
die Richtung wechseln kann. Das heißt aber nicht, dass wir uns über jeden
Unsinn den Kopf zerbrechen sollten. Die Argumente etwa, mit der die neuesten
Tabubrüche in der Medizin gerechtfertigt werden, können nur bizarr genannt
werden – oder verfassungswidrig, wie Hertha Däubler-Gmelin vermutet. Sie
gehorchen der Logik des ungedeckten Schecks, stellen Wechsel auf die Zukunft
aus. Sie sind eine Zumutung. Beispiele? Die DFG relativiert den Lebensschutz für
Embryos zugunsten der Forschungsfreiheit. Begründung: Es gebe Chancen, dass
sich die Behandlungsversprechen realisieren ließen. Reine Spekulation, purer
Fortschrittsoptimismus. Beispiel zwei: Vor kurzem wurden Kinder mit den Genen
dreier Menschen geboren. Ein Vater und zwei Mütter für ein Baby. Die
medizinischen Vollstrecker der Ungeheuerlichkeit wiegeln ab: Der genetische
Anteil der unbekannten Dritten wirke sich nicht auf die Persönlichkeit des
Kindes aus. Und: Ohne ärztlichen Eingriff hätten die Paare keinen Nachwuchs
bekommen. Ja und? Gibt es ein Lebensrecht auf Kinder? Rechtfertigen medizinische
Allmachtsphantasien jedwede Manipulation? Natürlich finden sich wieder ein paar
Ethiker, die das Vorgehen der Wissenschaftler begründen. Die versuchen, uns
Knoten in den Kopf zu machen. Wir wollen diesen mit pausbäckiger Dreistigkeit
vorgetragenen Unsinn nicht mehr hören. Er ödet uns an.
Werner Bartens
© 2001 Badische
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