Das Dorf B. galt für die hochmütigste,
schlauste und kühnste Gemeinde des ganzen Fürstentums. Seine Lage
inmitten tiefer und stolzer Waldeinsamkeit mochte schon früh den
angeborenen Starrsinn der Gemüter nähren; die Nähe des Flusses, der in
die See mündete und bedeckte Fahrzeuge trug, groß genug, um
Schiffbauholz bequem und sicher außer Landes zu führen, trug sehr dazu
bei, die natürliche Kühnheit der Holzfrevler zu ermutigen, und der
Umstand, dass alles umher von Förstern wimmelte, konnte hier nur
aufregend wirken, da bei den häufig vorkommenden Scharmützeln der
Vorteil meist auf Seiten der Bauern blieb.(S.4,Zeile 29 - S.5 Zeile 1)
Das Dorf B., das, so schlecht
gebaut und rauchig es sein mag, doch das Auge jedes Reisenden fesselt
durch die überaus malerische Schönheit seiner Lage in der grünen
Waldschlucht eines bedeutenden und geschichtlich merkwürdigen Gebirges (S. 3, Zeile 18- 22)
Jetzt nahten die beiden sich der Stelle des Teutoburger Waldes, wo
das Brederholz den Abhang des Gebirges niedersteigt und einen sehr dunkeln
Grund ausfüllt (S. 14, Zeile 6- 8)
|
Es kam ihm vor, als ob alles
sich bewegte und die Bäume in den einzelnen Mondstrahlen bald zusammen,
bald voneinander schwankten. Baumwurzeln und schlüpfrige Stellen, wo sich
das Regenwasser gesammelt, machten seinen Schritt unsicher; er war einige
Male nahe daran, zu fallen. Jetzt schien sich in einiger Entfernung das
Dunkel zu brechen, und bald traten beide in eine ziemlich große Lichtung.
Der Mond schien klar herein und zeigte, dass hier noch vor kurzem die Axt
unbarmherzig gewütet hatte. Überall ragten Baumstümpfe hervor, manche
mehrere Fuß über der Erde, wie sie gerade in der Eile am bequemsten zu
durchschneiden gewesen waren; die verpönte Arbeit musste unversehens
unterbrochen worden sein, denn eine Buche lag quer über dem Pfad, in
vollem Laube, ihre Zweige hoch über sich streckend und im Nachtwinde mit
den noch frischen Blättern zitternd. Simon blieb einen Moment stehen und
betrachtete den gefällten Stamm mit Aufmerksamkeit. In der Mitte der
Lichtung stand eine alte Eiche, mehr breit als hoch; ein blasser Strahl,
der durch die Zweige auf ihren Stamm fiel, zeigte, dass er hohl sei, was
ihn wahrscheinlich von der allgemeinen Zerstörung geschützt hatte.(S.15,
Zeile 1- 23) |
Auch habe die Dürre der Jahreszeit und der mit
Fichtennadeln bestreute Boden keine Fußstapfen unterscheiden lassen,
obgleich der Grund ringsumher wie festgestampft war. Da man nun überlegt,
dass es zu nichts nützen könne, den Oberförster zu erwarten, sei man
rasch der andern Seite des Waldes zugeschritten, in der Hoffnung,
vielleicht noch einen Blick von den Frevlern zu erhaschen. Hier habe sich
einem von ihnen beim Ausgange des Waldes die Flaschenschnur in
Brombeerranken verstrickt, und als er umgeschaut, habe er etwas im Gestrüpp
blitzen sehen; es war die Gurtschnalle des Oberförsters, den man nun
hinter den Ranken liegend fand, grad ausgestreckt, die rechte Hand um den
Flintenlauf geklemmt, die andere geballt und die Stirn von einer Axt
gespalten (S.29, Z. 24- 37)
|
Diese letzten Worte
wurden unter dem Schirme einer weiten Buche gesprochen, die den Eingang
der Schlucht überwölbte. Es war jetzt ganz finster; das erste
Mondviertel stand am Himmel, aber seine schwachen Schimmer dienten nur
dazu, den Gegenständen, die sie zuweilen durch eine Lücke der Zweige berührten
(S. 14, Z. 27- 33) |
Es war im Juli 1756 früh um drei; der
Mond stand klar am Himmel, aber sein Glanz fing an zu ermatten, und im
Osten zeigte sich bereits ein schmaler gelber Streif, der den Horizont besäumte
und den Eingang einer engen Talschlucht wie mit einem Goldbande schloss
(Seite 22, Zeile 13- 17)
Es fing bereits stark zu dämmern an; die Vögel begannen leise zu
zwitschern, und der Tau stieg fühlbar aus dem Grunde. Friedrich war an dem
Stamm hinabgeglitten und starrte, die Arme über den Kopf geschlungen, in
das leise einschleichende Morgenrot. Plötzlich fuhr er auf: über sein
Gesicht fuhr ein Blitz, er horchte einige Sekunden mit vorgebeugtem
Oberleib wie ein Jagdhund, dem die Luft Witterung zuträgt. Dann schob er
schnell zwei Finger in den Mund und pfiff gellend und anhaltend. -
"Fidel, du verfluchtes Tier!" (S. 23, Z. 3- 12)
|
http://www.lpb.bwue.de/aktuell/bis/1_01/wald03.htm
|