EDWARD HOPPER "Zimmer in          New York" In der Mitte des Raums sitzt der Mann in einem Sessel - in das Lesen einer Zeitung vertieft - vor einem ordentlichen, fast leeren, runden Tisch. Die Frau befindet sich auf der rechten Seite des Raumes auf einem Klavierhocker. Ihre Beine sind dem Klavier abgewandt, ihr Oberkörper dreht sich zu ihm hin, und sie sucht mit der rechten Hand hilflos ein paar Töne. Die Frau dagegen hat eine Haltung, die den Anschein erweckt, als wolle sie im nächsten Augenblick aufstehen und etwas unternehmen. Wie um den Mann aus seiner Passivität und Trance zu wecken und das peinliche Schweigen zu überbrücken, sucht sie Töne auf dem Klavier. Aber auch ihre Energie reicht nicht aus, die Anonymität zwischen den beiden zu überwinden.
Das Bild "Zimmer in New York" von Edward Hopper stellt wie die meisten seiner Bilder den fehlenden Kontakt der Menschen zur Außenwelt und ihre Beziehungslosigkeit untereinander dar. Das Zimmer wirkt trotz der hellen Beleuchtung und der Menschen nicht einladend und gemütlich auf den Betrachter. Man spürt einerseits die Trennung zwischen Mensch und Außenwelt, die durch den starken Farbkontrast unterstrichen wird, andererseits die Trennung zwischen dem Paar. Obwohl zwei Menschen auf dem Bild dargestellt sind, geht von ihm Einsamkeit aus, da beide unfähig sind, miteinander zu kommunizieren oder etwas in ihrem Leben zu verändern.
Der Betrachter blickt durch ein Fenster in ein Wohnzimmer, in dem sich ein Paar aufhält. Der Vordergrund - das Fenster und die Außenwelt - ist sehr dunkel, fast schwarz. Er umrahmt einen Teil des Bildes und verdeutlicht so den Gegensatz zum beleuchteten Zimmer. Aber trotz des hellen Lichts strahlt der Raum keine Wärme aus. Die hohen Wände und die Tür, deren Klinke nicht zu erkennen ist, verstärken den Eindruck von Sterilität und Kälte. Von dem Bild geht eine tiefe Stille aus, aber keine beruhigende, sondern eine angespannte und peinliche. Vor allem der Mann erscheint sehr in sich gekehrt, für ihn gibt es nichts Wichtigeres als seine Zeitung. Er scheint nicht das Bedürfnis zu haben, sich zu unterhalten. Er kommt einem gefühllos vor, sein Leben scheint eintönig und sinnlos dahinzufließen.    (Jana)    BACK