Die Mondsichelmadonna - St. Martinskirche, Staufen
(Holzfigur, ca. 1750, Schnitzer unbekannt)
Photo: Katharina Widera |
Die
Mondsichelmadonna,
auch apokalyptische Madonna oder Madonna im
Strahlenkranz, taucht erstmals um 1370 in Erfurt als
sogenannte "Hirschmadonna" auf. Ihr wichtigstes
Kennzeichen ist der Mond über oder neben ihr oder unter
ihrem Fuß, der anfangs noch ein Vollmond mit Gesicht,
seit dem 15. Jahrhundert aber vorzugsweise eine
Mondsichel ist. Die Mondsichel ist wechselnd nach oben
oder unten geöffnet, mit einem Frauengesicht versehen
und wird auch von Engeln getragen. Die Mondsichelmadonnen
des 15. Jahrhunderts sind meist Einzelstatuen oder Teil
eines Marienleuchters oder Altars. Sie entstanden nach
dem Bild des "apokalyptischen Weibes". Seit dem
16. Jahrhundert erscheint zusätzlich die Schlange, die,
als Zeichen des Sieges über den Sündenfall, von der Madonna zertreten
wird. Im 17./18. Jahrhundert geht die Mondsichelmadonna
in die Maria Immaculata, die unbefleckte Maria
über. "Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen. Und sie war schwanger und schrie in Kindesnöten und hatte große Qual zur Geburt." -- Offenbarung, 12, 1, 2 |
Die zunehmende Mondsichel war im christlichen Denken Zeichen der unbefleckten Empfängnis. Doch der Mond an sich ist schon seit jeher Symbol der Weiblichkeit und Fruchtbarkeit, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Menstruation mit den Mondzyklen eng zusammenhängt. Übrigens ist Deutsch eine der wenigen Sprachen, in der der Mond männlich und die Sonne weiblich ist. Schon im Lateinischen beispielsweise war der Mond weiblich (Luna) und die Sonne männlich (Sol). |
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© 1997-2013 Michael Seeger, Faust-Gymnasium Staufen, letztes Update 18.09.2013