Photo: Katharina Widera |
Prachtvoll und golden
glänzend hängt die Madonna in der Staufener St.
Martinskirche hoch über der
Gemeinde direkt neben dem Altarraum.Für unseren
Geschmack viel zu kitschig, wenn man bedenkt, dass Maria
eine ganz normale Frau war, die ihren Sohn in einem
ärmlichen Stall zur Welt brachte. Und gerade deswegen
ist sie ein typisches Kunstwerk aus der Zeit des Barocks. Ihr protziges Gewand, das in vier verschiedenen Farben leuchtet, wirft starke Falten. Kaum erkennbar ist der Schnitt ihres Kleides. Eine sehr unrealistisch von der rechten Schulter abstehende Falte, von der man meinen könnte, sie gehöre zu einem Mantel, trägt zu dem verwirrenden Anblick bei. Beim näheren Betrachten der Madonna fällt einem ihre unnatürliche Pose ins Auge. Mit dem rechten Fuß auf einem goldenen Halbmond stehend, biegt sie ihren Körper scheinbar mühelos und elegant in eine Haltung, die selbst unsere Primaballerina Berit nicht nachposieren konnte. Verwunderlich hierbei ist, dass ihr die massive Krone nicht vom Haupte rutscht. Nicht viel kleiner ist auch die Krone ihres Kindes. Jedoch scheint es diese mit einer erstaunlichen Leichtigkeit zu tragen. |
Fast als würden sie sich nicht mögen, drehen Mutter und Kind ihre Köpfe voneinander weg. Der Kopf des Kindes ist unproportional groß im Vergleich zu seinem kleinen Körper und sein kleines, ernstes Gesichtchen erscheint künstlich erwachsen und erfahren. Niemals würde ein Künstler aus der heutigen Zeit ein Kleinkind mit solch strapaziert wirkenden Gesichtzügen darstellen. Das "Barocke Jesulein" war im damaligen Empfinden wohl doch eher überirdisch als uns Menschen gleich. Auch seine Mutter Maria wirkt wie eine Königin: mit ihrem prachtvollem Gewand, ihrer großen Krone, aber auch durch das übernatürlich große goldene Zepter, das sie in ihrer rechten Hand hält. Sie hält es wie einen Dirigentenstab, wobei sie ihren kleinen Finger leicht arrogant und überheblich abspreizt. Federleicht scheint ihr das schwere Goldzepter in der Hand zu liegen.
Zuletzt möchten wir auf den Halbmond, auf dem die Madonna mit ihrem rechten Fuß steht, hinweisen, da dieser, ein Symbol für die Fruchtbarkeit der Frau, häufig in barocken Gemälden und Darstellungen auftaucht.
Interessant ist auch, wie gerne der Halbmond in der heutigen Zeit verwendet wird. So findet er sich z.B. an einer von Schülern geschaffenen Freiplastik vor dem Faust-Gymnasium in Staufen.
Hanna Kilwing, Kristiane Holzbrink
© 1997-2013 Michael Seeger, Faust-Gymnasium Staufen, letztes Update 18.09.2013