Hinter den Kulisen der Martinskirche
............................................................. Eine Kirche erzählt ..............................................................
Zum ersten Mal wurde ich im Jahre 1336 erwähnt. Aber als Filialkirche existiere ich schon laut Urkunde seit 1139. Mein Name "Sankt-Martins-Kilchum" deutet auf eine fränkische Gründung hin. Damit zähle ich zu den Ältesten des Landes.

Der erste Kirchenbau stand quer zum jetzigen Schiff in Ost-West-Richtung mit dem Chor zur Johannesgasse. Das Fundament muss vor 1300 erbaut worden sein. Mein Kirchturm ist ein älterer Wehr- und Festungsturm der zur gleichen Zeit errichtet wurde. Sein Unterbau ist frühgotisch und der Oberbau stammt aus dem Jahre 1516. Erste Baunachrichten über mein heutiges Aussehen kommen aus dem Jahre 1485. Das Relief über dem Hauptportal trägt diese Jahreszahl. Das spätgotische Werk mit einem dreischiffigen basilikalen Langhaus ist gestifftet worden. 1561 erneuerte Freiherr Anton mich, nachdem ich im Bauernkrieg 1524 stark beschädigt worden war. Nach diesem mühsamen Aufbau wurde ich 1676 im Hollendischen Krieg wiederum zerstört, meiner Schätze beraubt und zum Schlafsaal gemacht. 1690 fiel die französische Rheinarmee im Pfälzischen Erbfolgekrieg in Staufen ein und setzte mich am 21.Oktober 1690 in Brand. Nur die Umfassungsmauern und die spätgotischen Gewölbe des Portals hielten dem Feuer stand. Wegen der großen Armut, die in der Stadt herrschte konnte ich erst nach neun Jahren sehr bescheiden wieder aufgebaut werden. 1870 wurde ich zwar sehr gründlich, aber nicht sehr kunstvoll renoviert. Alles Alte wurde entfernt und ich in ein neugotisches Gewand gehüllt. Letztmals wurde mir meine ursprügliche Schönheit, in freundlicher, heller und warmer Stimmung im Jahre 1956 wiedergegeben.

Um das Wort Gottes zu allen Zeiten den Menschen in einer ihnen verständlichen Sprache zu verkünden, schenkte man mir drei neue Fenster, die eine Bilderfolge des Themas "die Epiphani (Erscheinung) Gottes im Leben Christi" darstellen. Der Chorraum ist reicher und schöner gestaltet, da die Burgherrschaft für diesen Teil die Baupflicht hatten und dort auch ihre Begräbnisstätte zu finden ist.

Was nach dem großen Brand 1690 an Kunstwerken geblieben ist kann ich kurz berichten: Als wichtigster Künstler ist Sixt von Staufen bekannt.

Spätgotisches Holzkruzifix
des Künstlers Sixt v. Staufen
aus dem Jahr 1435 erhalten. "Die trauernde Maria" und ein "trauernder Johannes", die sich heute in der Sakristei befinden werden Hans Multscher, einem Meister der Spätgotik zugeschrieben.

Aus 1530 stammt ein lebensgroßes Holzkreuz von dem Meister des Breisacher Hochaltars H. L.. 1957 wurde unter vierfacher Übermalung die gotische Originalfassung entdeckt und wieder hergestellt.

Zu erwähnen ist auch die "Gekrönte Barockmadonna auf der Mondsichel mit Kind und Zepter" von etwa 1750. Meine Besucher finden sie links neben dem Chorbogen.

Nennenswert sind dann noch die kleinen Kunstwerke die aber zu meinen ältesten Schätzen gehören.

Das sind die Medaillons auf den Schlusssteinen im Kreuzrippengewölbe im Altarraum.

Von meinen acht Glocken sind drei aus dem Jahre 1686 erhalten. Sie überlebten den großen Brand nur, weil sie aus übergroßer Not verpfändet worden waren und erst später wieder eingelöst wurden. 1988 hat ein alteingesessener Staufener Bürger sein Gelübde aus dem Krieg eingelöst und die große St. Annaglocke gestifftet. Dann haben die Staufener ein Spendenkonto eröffnet und die Glocken-sammlung vervollständigt.

Vor Kurzem erfuhr ich nochmals einen bedeutende Neuerung: Ich bekam einen neumodischen Sandsteinaltar mit hell-dunkel Kontrasten. Zeitgemäß bin ich mit den wichtigsten technischen Geräten, wie zum Beispiel: Heitzung, Licht und Mikrophonen ausgestattet.

Durch meine Vielfältigkeit findet man so zu jeder Zeitepoche ein Hinweis. Daher trage ich einen wichtigen Teil zur Geschichte Staufens bei.

 

 

Nora Rageb und Cathrin Spranger

Seine geniale künstlerische und eine sehr religiöse Auffassung zeichnen sein Schaffen aus. "In seinem Werk vereinen sich Überlieferungen der mittelalterlichen Spätgotik mit den neuesten Anregungen aus dem Süden, die Formen der italienischen Renaissance vermitteln."(Professorin Krummer-Schroth) Seine Kunst hinterließ er ohne Signatur, wie hier die Figurengruppe der heiligen Anna Selbdritt, der Staufener Schutzpatronin an der Rückwand des rechten Seitenschiffs. Auch die Pietá von 1520, die kniende Maria vor ihrem toten Sohn und die Abendmahldarstellung auf dem linken Seitenaltar lassen auf Sixt schließen. Außerdem hat der Bildschnitzer ebenfalls das Kruzifix,welches vor der Aufstellung des jetzigen Hochaltars im Chor angebracht war, geschaffen.

Von meinen einst zahlreichen mittelalterlichen Kunstwerken blieben auch zwei Holzfiguren

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© 1997-2013 Michael Seeger, Faust-Gymnasium Staufen, letztes Update 18.09.2013