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Rattenplage-Online

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Schöpfer des "Sozialen Dramas" in Stockholm geehrt:
Nobelpreis für Gerhart Hauptmann

 

 

 Gerhart Hauptmann 

bei einer Probe zu den "Ratten" (1931)

 

Stockholm 1912

Ein Jahr nach der Uraufführung der "Ratten" hat das schwedische Nobel-Komitee den Literatur-Nobelpreis an den deutschen Dramatiker Gerhart Hauptmann verliehen.

Der selbstbewusste Dichter, von dem man weiß, wie sehr er den Ruhm liebt, genoss es sichtlich, ganz oben auf dem Olymp angekommen zu sein. Auch hier beherrscht er die Szene mit seinem charismatischen Temperament. Ihm scheint dort die Luft keineswegs dünn zu sein. Hauptmann, ganz hoch oben - und dennoch nie im Elfenbeiturm! Den Kontakt zum Volk hat er nie verloren. Noch nie gab es einen deutschen Dichter, der gerade in den unteren Klassen so breite Sympathie genoss. Hat er doch dem Proletariat und den Randfiguren der wilhelminischen Gesellschaft zwar keinen Platz an der Sonne geschaffen, so aber doch die Bühne für sie erobert; ganz zum Ärger des traditionellen Bildungsbürgertums, das in fast jedem Stück des Dramatikers die Maske der Verlogenheit und Lebenslüge vom Gesicht gerissen bekommt. 

Der Grandseigneur der deutschen Literatur, der mit seiner jüngsten Tragikomödie wieder an den Stil des Naturalismus anknüpft, goutierte es sichtlich, den hochdotierten Preis aus der Hand des schwedischen Königs entgegenzunehmen. Ob er dabei süffisant daran gedacht hat, dass der deutsche Kaiser Wilhelm II seine Loge nach der Aufführung der "Weber" gekündigt hatte?

© 1999-2022 Michael Seeger, Faust-Gymnasium Staufen,  letztes Update 10.02.2022