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Rattenplage-Online

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Selma Knobbe (16), die in dem Haus wohnt, in dem sich der tragische Vorfall ereignete, bei dem zwei Frauen und ein Baby ums Leben kamen (siehe S.1), ist Zeugin des Unglücks.

Selma, Sie sind vielleicht die Einzige, die weiß, was wirklich passiert ist.

Selma: Wat soll ick denn wissen, warum mich det polsche Mächen mein Brüderken wegjenomm! Hätt’ ick jewusst, det mein Brüderken sterben soll, ick hätt’ ihr ja lieber an Hals jesprung!

Beruhigen Sie sich doch erst einmal und erzählen Sie ganz von vorne, was Sie erlebt haben.

S: Ich weeß nich, det frächt mich’n jeder! Ick hatte den Kinderwachen hier rieberjeschoben. Frau John war nich da, und da dacht’ ick, det hier drieben, wo doch det Briederken sowieso krank war und immer schrie, det da drieben mehr Ruhe is.

Was hatte Ihr Brüderchen denn?

S: Et hat so ville jekeucht mit sein Husten. Bei uns wird zu ville jeroocht.

Ihr Bruder war also in der Wohnung der Johns?

S: Ja. Nu kam een Herr un kam eene Dame un noch ‘ne Frau kam uff eemal rin. Und denn ham se det Kindeken hier aus’n Wachen raus, frische Wäsche jewickelt und mit fortjenomm. Jeschiet ihm ja nischt, dacht’ ick! Krist ma reene Wäsche.

Sind Sie also diejenige, die sich immer um ihren kleinen Bruder gekümmert hat?

S: Ick konnte nachts nich schlafen mit det Kind. Et quarrte de ganze Nacht ieber. Ick muß doch ma schlafen!

Wo war Ihre Mutter die ganze Zeit?

S: Mutter is vorjestern un jestern nich zu Hause jekomm un nu schläft se. Un ick ha solchen Hunger!

Und Sie waren ganz alleine?

S: Ja, ick war schon immer janz allene un ick ha so ‘ne Angst! Ick komm’ vor Jericht, weil ick soll haben det Kindeken von Oberboden runter bei Frau John jetrachen. Aber weiter kann ick nischt sachen, und wenn mir ooch Schutzmann Schierke und meinswejen der lange Polizeileitnam janzem zwee Stunden und länger verhören dut. Ick weeß eben nischt.

© 1999-2022 Michael Seeger, Faust-Gymnasium Staufen,  letztes Update 14.02.2022