Die Schweiz befreit sich

4. Aufzug, 3. Szene

Angefangen hat alles mit dem Schwur auf dem Rütli, den Werner Stauffacher, Walter Fürst, der Schwiegervater Tells und Melchtal zusammen aufgerufen haben.
Man beschloss, alle Burgen zum selben Zeitpunkt, an Weihnachten, dem Fest des Herren, zu stürmen und den sie schon lange terrorisierende Landvogt, Hermann Gessler umzubringen. Gessler würde für seine Taten büßen müssen.
Warum hat der die Zwing Uri von den Schweizern bauen lassen, ihr eigenes Gefängnis? Er hat schon genug Menschenleben gefordert, auch beim Bau der Zwingburg, den Schieferdecker, der von der Burg herunter stürzte. Doch Gessler wollte niemals aufhören und ließ in Altdorf einen Hut aufstellen, den man mit entblößtem Haupte verehren sollte.
So kam es auch dazu, dass Tell seinem Sohn Walter einen Apfel vom Kopf schießen musste, weil er dem Hut nicht Reverenz erweisen wollte.

Hier gilt es Schütze, deine Kunst zu zeigen, das Ziel ist würdig und der Preis ist groß.

Tell konnte sich durch Bitten hoch zu Gessler leider dieser schwierigen Situation nicht entziehen, und so blieb ihm keine andere Wahl mehr, als die Armbrust zu spannen und zum Schuss anzusetzen.

– Frisch Vater, zeig’s, dass du ein Schütze bist! Er glaubt dir’s nicht, er denkt uns zu verderben - dem Wüterich zum Verdrusse, schieß und triff. 

Tell ist ein Meisterschütze! Doch schon sofort nach dem Schuss gelüstet es ihn nach Rache. Tell wollte, nachdem er den Fängen Gesslers entkommen war, in der hohlen Gasse zu Küssnacht auf ihn lauern und ihn dann mit seiner Armbrust erschießen. Gessler hat ihm aber nun wirklich keine andere Wahl gelassen. Wer einen dazu verdonnert, auf den Kopf seines Kindes zu schießen, hat nun wirklich nichts Besseres verdient.

Meine Gedanken waren rein von Mord - du hast aus meinem Frieden mich heraus geschreckt, die Milch der frommen Denkungsart in gährend Drachengift gewandelt.
Doch heute will ich den Meisterschuss tun und das Beste mir im ganzen Umkreis des Gebirges gewinnen.

Ein Meisterschuss ist‘s, was für einem waren Schützen zählt.

So ist es auch für Wilhelm Tell. Er war war der Mörder Gesslers, der Held für die Schweiz, der sie aus der Gefangenschaft zog, sie rettete vor Öst’reichs wachsender Herrschaft. Stauffacher und seine Gefährten des Rütlischwurs hatten dann erkannt, dass Österreich so schwach wie nie war, und schlugen ebenfalls zu, vertrieben die Burgvögte aus ihrem Land und konnten die Burgen einnehmen. Zurückgeschlagen wurden also die habsburgischen Eroberer. Etwa zur gleichen Zeit wurde der Kaiser von seinem eigenen Adelsgeschlecht ermordet. Parricida, Neffe des Kaisers, hat der Neid auf seinen Vetter Leopold das Herz zernagt.
Sogar der Kaiser, der von den Geschäften seines Landvogtes nichts wusste, kann die Schweiz nicht mehr zurück erobern, wie auch seine Nachfahren, freier könnte die Schweiz jetzt nicht mehr sein!