I. Aufzug, 1. Szene
 

 

 

 

 


Textänderung ab I, 1 Z126

 

 

Kuoni:

Ja seid ihr denn noch ganz bei Trost?

Nun, da ihr nicht halft ist der Baumgart´ tot.

Die Reisigen, sie werden ihn erhängen

   (Lauter Aufschrei eines Mannes)

Ruodi:

Ach du Schreck, was war denn das?

Wurd die Tat an Baumgart´ schon vollbracht?

   (Tell tritt hinzu)

Kuoni:

Oh, Tell, ihr kommt zu spät.

Der Baumgart´, der ist tot.

Habt ihr den Aufschrei nicht gehört?

Sie, die Reisigen, haben ihn schon umgebracht.

Tell:

Erzähl, was ist geschehn´?

Ich sah des Burgvogts Leute kommen.

Doch denket ihr, ich lass den Baumgart´in der Klemme stecken?

Ihr habt doch nicht gedacht, ich schau tat´los zu.

Werni:

Der Baumgart´ lebt?

Erzählt- was ist denn nun geschehn´?

Tell:

Ich war auf der Jagd nach frischem Fleisch,

Da hört ich Hufgetrappel.

Sie zogen Baumgart´ auf ein Pferd.

Ich dacht, das heißt nichts Gutes zu bedeuten.

Ich zog den Pfeil aus meinem Köcher-

Spannt den Bogen-

Der Pfeil flog auf des Reisigen Kopf,

Der fiel vom Pferd.

Baumgart´ rannt zu eurem Kahn.

   (er deutet auf Ruodi)

Ruodi:

Ja ist der Mann des Lebens müde?

Der See - er ging noch nie so hoch.

Tell:

Nun ist er in Sicherheit,

Doch erzählt - was war geschehn,

Dass die Reisgen ihn verfolgt?

Kuoni:

Der Baumgart´ hat ihn umgebracht,

Vor den Augen seiner Frau.

Der Vogt hat Ungebührliches von ihr verlangt.

Werni:

Sie sollt dem Vogt ein Bade rüsten.

Die Frau rannt aus dem Haus zu ihrem Mann,

Der kam vom Bäumefällen mit der Axt ins Haus

Und segnet´ ihm das Bad.

Tell:

Er hat des Burgvogts Kopf zerschlagen?

Kuoni:

Genau, so war’s.

Er übte bloß sein gutes Hausrecht aus.

Das hätt´ doch jeder so getan.

Tell:

(zu Ruodi)

Warum halft ihr nicht dem armen Mann?

Ruodi:

Der See, er geht so hoch wie nie-

Ich hab zu verlieren Weib und Kind.

Tell:

Ach, und der arme Baumgart´ nicht?

Man sollte helfen, wo man kann! Der Gute denkt zuletzt an sich.