Orthographie

Maßnahmen, um das Richtig-schreiben-Lernen zu fördern und angenehm zu machen

  1. Benutzen Sie das Diktateschreiben nicht, um schlechte Ergebnisse durch schlechte Noten zu sanktionieren, sondern machen sie daraus lustvolle Übungen. Auf diese Weise erzielen Sie langfristig die besten Ergebnisse.
  2. Geben Sie keine langweiligen Lehrer-Schüler-Diktate (Lehrer diktiert, Schüler schreiben), etwa auch noch mit gehäuften Schwierigkeiten! Das wirkt auf die meisten Deutschlernenden ziemlich demotivierend.
  3. Geben Sie kleine Rechtschreibaufgaben als Fingerübungen am Anfang einer Stunde zur „Erwärmung" oder am Ende zur Entspannung. Unter dem Stichwort finden Sie solche Übungsbeispiele in Band 1 des Deutschlehrwerks Stufen international (Vorderwülbecke 1995).
  4. Lassen Sie die Lernenden in Texten die Rechtschreibung selbst entdecken, z. B. die Groß-/Kleinschreibung oder die unterschiedliche schriftliche Wiedergabe von Vokallauten (den, Lehrer, Meer, das, Hahn, Saal, in, Liebe, ihn).
  5. Verknüpfen Sie schon früh die Lautwahrnehmung mit der bewussten Wahrnehmung des Schriftbilds bei kleinen Texten, aber auch bei Dialogen (z. B. durch Vorsprechen/-lesen und still mitlesen lassen). So kann sich schon früh der visuelle Eindruck des Wortbildes (im wörtlichen Sinne) mit dem akustischen Eindruck, dem Lautbild, verbinden.
  6. Folgt aus 4.: Nehmen Sie kleine Textausschnitte, die Sie im Unterricht schon behandelt (gelesen, in verschiedenen Aktivitäten „durchgeübt") haben als Diktattexte. Dann gibt es weniger Fehler und die Lernenden merken, dass sie mit der Rechtschreibung keine besonderen Probleme haben. Das nimmt die Angst vor der Rechtschreibung.
  7. Lassen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler von Anfang an, einzeln oder in Partnerarbeit, freie kleine Texte schreiben (über sich, über ihre Familie, über Dinge, zu denen sie sich gerne äußern usw.). Die Texte können in Gruppen, aber auch einzeln geschrieben werden, sie werden an Mitschüler weitergereicht, gemeinsam gelesen, redigiert und korrigiert (siehe dazu auch Kapitel 3 dieser Fernstudieneinheit Was tun mit den Fehlern?).
  8. Auch Aufgaben zum Schreiben für andere Zwecke (Schreiben als Mittlerfertigkeit), z. B. Üben von Grammatikstrukturen, Ordnen von Dialogteilen usw., dienen so ganz nebenbei der Rechtschreibung: Die Bewegung der Hand beim Schreiben (Motorik) hilft beim Einprägen der Wortgestalt.
  9. Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig kleine Texte diktieren, diese austauschen und korrigieren. Zum Schluss können Sie eine Folie mit dem richtigen Text auflegen. Lassen Sie die Schüler zunächst ihre Fragen zu ihren Fehlern stellen. Besprechen Sie dann erst letzte Unklarheiten.
  10. Eine andere Möglichkeit, die Rechtschreibung zu üben, sind Lückentexte. Dabei können Sie gezielt bestimmte Buchstaben (z. B. Anfangsbuchstaben: Groß-/Kleinschreibung) oder Buchstabenkombinationen ergänzen lassen. Lückentexte kann man den Lernenden zur stillen Eigenarbeit oder zur Arbeit in Partnergruppen überlassen oder wie ein normales Diktat laut vorlesen, wobei die Lücken beim Hören gefüllt werden.
  11. Wenn Sie (Lücken-)Diktate geben, dann müssen Sie sich vergewissern, dass Inhalte und Vokabeln den Schülern aus dem Unterricht bereits bekannt sind. Es hat keinen Sinn, nach Gehör unbekannte Wörter schreiben zu lassen. Bieten Sie, wenn irgend möglich, Texte aus der Erfahrungswelt der Lernenden an, Texte, die ein bisschen Spaß machen, denn Spaß erhöht die Motivation und Motivation erhöht die Leistung.
  12. Und letztens: Wenn Sie die Möglichkeit haben, im Deutschunterricht mit dem Computer zu arbeiten, dann können die Lernenden selbst Lückendiktate erstellen, indem sie in eigenen oder fremden Texten bestimmte Teile löschen, z. B. alle s- oder i-Laute oder alle tz-, z-, ts-Konsonantenkombinationen. Sie könnten auch in jedem zweiten Wort die zweite Worthälfte löschen. Dann werden die Plätze getauscht und jeder versucht, den Text, den er oder sie im Computer vorfindet, zu ergänzen. Das ist gar nicht so leicht, da ja bei der letztgenannten Aufgabe auch der Sinn rekonstruiert werden muss, um die Lücken füllen zu können. Das Herumknobeln kann jedoch auch Spaß machen.

(>> Lingofox, Hot Potatoes)

aus: Bernd Kast (1999), Fertigkeit Schreiben, München, FStE 12, S. 52

© 2007 Michael Seeger, IES "Lenguas Vivas" Buenos Aires, update 07.11. 2007  mail an m. seeger