Freie Deutsche Stimme

Eine fiktive historische Zeitung zum Vormärz und 1848

Zeitung zur Französischen Revolution
zurück
Home Michael Seeger
Faust-Gymnasium
Geschichtsseite
Probeseite: 26.9.1848

 

 

 

 

Zeitung (22 Seiten) online bestellen (€ 2,50)

 

Neue Unterrichtsform: Moderner integrierter Geschichtsunterricht
Inhalt: Vormärz und Revolution 1848/49 theoretisch-analytisches und anschauliches Wissen über einen relevanten Prozess der deutschen Geschichte
„Computenz" Computer als Werkzeug, Fertigkeiten, Souveränität in EDV:

Textverarbeitung, Layout, DTP-Programm MS-Publisher

Fächerverbindung Kooperation mit Deutsch, Musik, Praktische Übung in Journalismus, Verfassen und Überarbeiten von Texten
Didaktisch-methodischeAspekte Individualisierung von Unterricht, Teilnehmerorientierung,

Aktualisierung und Identifizierung mit fortschrittlichen de- mokratischen Kräften, Motivation, ganzheitliches Arbeiten, produktionsorientierter Unterricht, Berufsorientierung

Schüler:

„Schlüsselqualifikation" Teamfähigkeit
  • Kooperation
  • Flexibilität
  • Kommunikation
  • Verantwortung
Lehrkraft:
 
Motivation
  • Spielwiese als Hobby-Journalist
  • Koordinative „Managerfähigkeiten"
  • Innovation: lebenslanges Lernen
Die Redaktion, gegliedert in Gesamtredaktion mit der Lehrkraft als Chefredakteur und Filialredaktionen der Schüler, ist der praxisbezogene Idealtyp eines Teams.
Didaktik Die Produktorientierung „gedruckte Zeitung" spornt die Schüler zu einer Perfektion an, die im alltäglichen Unterricht selten ist. Der Vorgang des „Überarbeitens" wird von den Schülern hier bereitwillig akzeptiert. Jeder möchte sich in seinem gedruckten Artikel bespiegeln. 

Der straff organisierte und zugleich sehr offene Produktionsprozess evoziert bei den Lernenden z. T. außerordentliche Eigeninitiative und ungewöhnlichen Arbeitseinsatz. „Work in Process" entwickelt sich täglich und erfordert von allen Projektbeteiligten höchste Flexibilität. Die virtuellen Möglichkeiten des Computers fördern diese Flexibilität.

Redaktionsarbeit ist Teamarbeit. Die Schlüsselqualifikation „Teamfähigkeit" wird hier pointiert geschult. Lernende arbeiten ganz selbstverständlich zusammen. Es entwickeln sich Koproduktionen, Arbeitsteilung (technisch - inhaltlich), Austausch, Hilfe.

Die Arbeit am Computer hat für Jugendliche einen hohen Anreiz. Hier können Schüler, die sonst im Klassenverband eher „untergehen", sich entfalten, ihre Kompetenz sinnvoll einbringen, als „Software-Assistent" der Lehrkraft fungieren, in der Rolle des Chefredakteurs einer Filialredaktion Verantwortung übernehmen und koordinative Fertigkeiten schulen.

Computer Nachdem die Schüler in Klasse 8 das Fach ITG hatten, ist es leicht und besonders sinnvoll, in Klasse 9 daran anzuknüpfen. In der Regel wird in ITG hauptsächlich Tabellenkalkulation und Datenbank unterrichtet, weil sich die Mathematiklehrkräfte nicht so sehr für Textverarbeitung interessieren. Es ist also für die Lernenden dienlich, wenn ein Geisteswissenschaftler im Projekt „Zeitung" diesen Bereich vertieft. Wie wäre es mit einer Kooperation mit dem ITG-Lehrer? Der ist meist Mathematiker und dankbar für Gegenstände aus den geisteswissenschaftlichen Fächern als Material für seinen ITG-Teil "Textverarbeitung". 

Zu empfehlen ist ein DTP-Programm. Im vorliegenden Fall wurde mit MS-Publisher 2.0 gearbeitet. Dieses Programm hat den Vorteil, dass die Schüler, die ITG im Microsoft-Programm „Works" gelernt haben, sich schnell zurecht finden. Lizenzfragen sind in Absprache mit dem Informatik-Fachleiter zu klären. Es gibt auf dem Software-Markt auch einfache DTP-Programme für ca. DM 10,00! Notfalls kann auch in MS-Works gearbeitet werden, wobei allerdings auf ein raffiniertes Layout verzichtet werden muss. Gerade dies schafft aber die hohe Motivation bei den Lernenden. Alle "Schulen am Netz" haben auf der 3-fach CD von Microsoft/Schulen am Netz 18 Lizenzen für das komfortable DTP-Programm MS PUBLISHER 97.

Schüler aller Altersstufen überraschen immer wieder durch die ungeheuer schnelle Lernfähigkeit in EDV - ganz im Gegensatz zu anderen Lernfeldern.

In diesem (historischen) Projekt bleibt der Computer Knecht. Er bekommt keinen eigenen Lernstellenwert. (Im fächerverbindenden Projekt „Zeitung" in Klasse 10 kann der Umgang mit dem Computer ins Zentrum rücken.) Layoutraffinessen werden nicht gelehrt. Das Layout bleibt einigen Spezialisten und der Lehrkraft überlassen. Die Klasse soll sich auf das Exzerpieren von Texten sowie auf das Verfassen und Eingeben von Artikeln konzentrieren. Was den Umgang mit dem DTP-Programm betrifft, herrschte das Prinzip „Learning by doing". Geleitet wurden die Schüler dabei durch eine vom Lehrer bereitgestellte Lerndatei, die neben einer Kurzeinführung in das EDV-Programm eine vorformatierte Titelseite der Zeitung als Vorlage enthielt. In diese Vorlage waren - in roter Farbe abgehoben - Lernhinweise, Programmerläuterungen, Hinweise zum journalistischen Arbeiten integriert.

Systemvoraussetzungen: Für die Arbeit mit MS-Publisher werden Rechner ab 386 mit mindestens 8 MB RAM benötigt. Sinnvoll sind 10-12 Arbeitsplätze. Für den Bildimport benötigt man einen Scanner. Für hochwertige Kopiervorlagen ist ein Laserdrucker (im vorliegenden Fall privat) empfehlenswert.

Fächer-
 
verbindung

 

Koordination

Kooperation mit Deutsch und Musik. Die Deutschlehrerin in 9a hat Vormärzlyrik und Texte der Romantik behandelt. Die Deutschlehrerin der 9c das Thema „Journalistische Texte". Der Musiklehrer beider Klassen hat eine kleine UE „Das Lied der Deutschen" unterrichtet. Der Projektleiter selbst ist Deutschlehrer und hat in dieser Kompetenz das Überarbeiten der Schülertexte begleitet. Einige Schüler(innen) haben sich besonders für die kulturellen Aspekte (Romantik etc) der Epoche interessiert, wie aus den Ausgaben (1832) der Print-Version ersichtlich ist.

Weitere Fachlehrer haben insofern das Projekt unterstützt, als sie in ihren Stunden z. T. einzelne Schüler für die Texteingabe im Computerraum freigestellt haben. Informatiklehrer waren durch Raumtausch behilflich.

Organisation Die Klassen 9a und 9c haben jeweils 29 Schüler. Sie sind seit Schuljahresbeginn in sogenannte ABC-Gruppen eingeteilt. Teamarbeit wurde in diesen Gruppen immer wieder geleistet, soweit das in einem 2-stündigen Fach möglich ist.

Die Zeitungsseiten (vgl. Anhang) wurden produziert zwischen dem 14. Januar und dem 5. Februar 1997. Nach kurzer Unterbrechung ist geplant, noch einige Seiten zum Jahr 1848 zu erstellen.

Die ursprüngliche Idee, beide Klassen eine gemeinsame Zeitung erstellen zu lassen, wurde wg. organisatorischer Überforderung aufgegeben. Z. T. wurden Texte der je anderen Klasse als Lückenfüller in der Layout-Arbeit genommen.

Es standen je 7 reguläre Geschichtsstunden zur Verfügung. Einzelne Schüler wurden in Hohl- und Randstunden des Projektleiters aus dem regulären Unterricht gezogen zur Texteingabe und Layout-Arbeit. Zwei Teams haben in einer freien 6. Stunde zusätzlich gearbeitet.

Für die erste Ausgabe 1815 (Wiener Kongress) hatten die Schüler - arbeitsteilig - konkret zugeteilte Redaktionsaufgaben. Thema, Schlagzeile, Textsorte waren vorgegeben. Der Projektleiter korrigierte alle Manuskripte und wählte für die ersten Textseiten die besten Artikel aus. So ergaben sich die ersten Filialredalktionen. Während diese Schüler mit dem Projektleiter die Textverarbeitung am Computer angingen, verfassten die übrigen Schüler selbständig weitere Artikel für die nächsten Ausgaben oder überarbeiteten ihre Manuskripte nach den Korrekturhinweisen des Lehrers. Da beide Klassen sehr groß sind (29), gab es einige Disziplinprobleme bei den nicht beaufsichtigten Schülern einer Klasse. In 2 Unterrichtsstunden sah der im Klassenzimmer verbleibende Teil der Klasse Filme über den Vormärz. Computerunterricht ist extrem individualisiert. Die Lehrkraft kann - nach der Stunde - in die Schülerarbeit (in roter Farbe) elektronische messages schreiben. Durch diese elektronische Kommunikation wird der Schüler in seiner Arbeit begleitet und kann bei der Fortsetzung seiner Textverarbeitung die Lehreranregungen aufgreifen. Für die Lehrkraft ist dieses Verfahren sehr aufwendig, unterrichtlich aber höchst effektiv. Bei der Computerarbeit fungieren einige Schüler („Freaks") als Software-Assistenten - und genießen diese Rolle.

Die ständige Arbeitsteilung erforderte höchsten organisatorischen Aufwand. 29 Schüler im Computerraum sind aber nicht tragbar. Deswegen kann dieses Projekt für Klassen über 24 Schüler nur besonders nervenstarken Lehrkräften empfohlen werden.

Ideal wäre ein Projekttag, der in zwei Räumen in Zusammenarbeit mit der Deutschlehrkraft gestaltet wird. Die Deutschlehrkraft könnte die Formulierungsarbeit der Schüler begleiten, die Geschichtslehrkraft auf die historische Relevanz achten. Je nach Fähigkeit übernimmt eine der beiden Lehrkräfte die EDV-Beratung.

Ziel war es, dass jeder Schüler mit einem druckreifen Text in der Zeitung vertreten sein soll, was auch gelungen ist. Während dieses Prozesses haben einige Schüler bis zu 6 Artikel/Überarbeitungen geliefert, andere blieben bei der Mindestanforderung von 1 Artikel.

Evaluation Die Gesamtleistung (Quantität und Qualität der Artikel, Führungsrolle, Kreativität, historische Richtigkeit, Stil, Aussagekraft, Informationsgehalt, Korrektheit der Sprachverwendung und Textverarbeitung, Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit/Termin etc) werden als Projektnote im Gewicht (und statt) einer Klassenarbeit gewertet. Dieser Noten-Stellenwert war den Schülern sehr wichtig.
Bilanz Das Ergebnis des Projektes ist ein bleibendes Produkt, das alle Beteiligten mit Stolz auf die geleistete Arbeit erfüllt. Der Lerneffekt ist auf keinen Fall niedriger als im traditionellen Unterricht. Die Aneignung des historischen Stoffes geschah mit mehr Intensität. Dass einige Schüler sich nur auf ihr eigenes Thema kapriziert haben, kann hingenommen werden angesichts der bleibenden Effekte in „sozialem Lernen". Über die Qualität dieser projektartigen Unterrichtsarbeit mag sich der Leser der Zeitungsseiten (vgl. Anhang) ein eigenes Urteil bilden.
Literatur zum Pressewesen im Vormärz
Standnummer UB Freiburg
Amtliches  Verkündigungsblatt für die großherzoglichen Bezirksämter Lörrach, Müllheim, Schopfheim und Schönau, 1848 UB FR
Der Zensur zum Trotz Das gefesselte Wort und die Freiheit in Europa, Wolfenbüttel 1991 (Ausstellungskatalog) TX 91 1185
Hoefer, Frank Thomas Pressepolitik und Polizeistaat Metternichs. Die Überwachung von Presse und politischer Öffentlichkeit in Deutschland und den Nachbarstaaten durch das Mainzer Informationsbüro (1833-48), München 1983 GE 83 7537
Kramer, Margarete Die Zensur in Hamburg 1819 bis 1848, Ein Beitrag zur Frage der Lenkung der Öffentlichkeit während des Deutschen Vormärz, Hamburg 1975 UB FR
 
GE 76 7938
Müller, Hildegard Liberale Presse im badischen Vormärz. Die Presse der Kammerliberalen und ihre Zentralfigur Karl Mathy 1840-1848, Heidelberg, 1986 GE 86 3987
 
 
Ruge, Arnold (HG) Aktenstücke zur Zensur, Philosophie und Publicistik aus dem Jahre 1842, Mannheim o. J. TM 84 552
Von der Preßfreiheit  zur Pressefreiheit, Südwestdeutsche Zeitungsgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 1983
TM 91 3716
 

Seitenanfang © 1997-2013 Michael Seeger, Faust-Gymnasium Staufen, update 19. 01. 2004