Zweite Tagung der Lehrerbildungseinrichtungen im südlichen Südamerika

Michael Seeger

Seminarmethoden

Ein Beitrag zum Thema „Methoden“ hat m. E. selbst methodisch daher zu kommen. Er kommt im Gewand der „Sandwich-Methode“ und hat das Design eines „BIG-MÄC“. Der „BIG MÄC“ hat 5 Schichten, die Brötchen-Schichten sind mein notwendiger Input, der als „Halterung“ die schmackhaften Einlagen der Teilnehmer (TN) trägt. So werde ich Sie also in diesem Programmpunkt zwei Mal um Ihre Mitarbeit bitten.

Wo und wofür arbeiten wir? Lassen Sie uns dies einmal systemisch betrachten. Bildung findet in der Welt statt und schafft sich da ihre eigene Bildungswelt. Bildung und Welt stehen in einem dialektischen Austauschprozess.

Was sind die Kennzeichen unserer Welt? Ob wir aus Santiago, Brasilien, Argentinien, aus Köln oder dem Chaco kommen, klar geworden ist: Die Welt ist globalisiert. Im so genannten Informationszeitalter sinkt die „Halbwertzeit des Wissens“ ständig, weil das Wissenswachstum so groß ist. Es herrscht allseitige Vernetzung; die Probleme der Welt sind so komplex, dass es keine glatten, sondern nur noch teamorientierte, interdisziplinäre Lösungen gibt. Fast alle großen Probleme sind eingespannt in dem Quadrat Ökologie – Ökonomie – Technik –Ethik

Was will und kann Bildung in dieser Welt? Sinnvoll und notwendig ist, dass wir den Jugendlichen Orientierung vermitteln, so dass sie morgen in dieser Welt verantwortlich leben und arbeiten können. Dazu vermitteln wir die Schlüsselqualifikationen Teamfähigkeit und Selbsttätigkeit und lassen die Jugendlichen in entdeckendem Lernen zu einem komplexen Anwendungswissen und – Können gelangen.

Lehrerbildung befähigt die angehenden Lehrkräfte dazu, diese Qualifikationen und Orientierungen den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln. Für das zeitgemäße Gelingen von Bildung ist Lehrerbildung entscheidend. Dabei hat sie stets die Quadratur des Kreises zu bewältigen. Die Dozenten und Institutionen führen die Studierenden einerseits zur Eigenrealisierung der Schülerqualifikationen. Denn nur, was man selbst kann, vermag man weiter zu geben. Andererseits geht es stets darum, die durchaus auch verschult Lernenden auf die andere Seite zu führen durch stetige Didaktisierung der behandelten Themen. Hier ist die Methodik handlungsorientierten Erwachsenenlernens gefragt. Es kommt auf die Kunst an, den Lernenden immer wieder in die lehrende Position zu bringen. „Docendo discimus“, „durch Lehren lernen wir“, mit dieser Devise meinten die Römer die höchste Form des Lernens. Darum geht es auch und gerade heute in Institutionen der Lehrerbildung.

Dieses „Docendo discimus“ ist im Prinzip nach einem einfachen Schema zu realisieren: Die Dozenten stellen die Themen, geben einen Input und stellen Material bereit, das die Studenten zu erarbeiten haben; wie immer in der Schule a) fachlich und b) didaktisch; sie bringen – möglichst im Team – das Erarbeitete zu einer die TN einbeziehenden Präsentation, die dann vom Dozenten und den Studenten gemeinsam reflektiert und evaluiert wird.

Wir kommen jetzt zur 1. „Sandwich-Einlage“ mit der Fragestellung: Wo sehen Sie in Ihrer Arbeit / Ihrem Fach den didaktischen Ort für dieses lehrende Lernen?? Wir bilden jetzt 4-er-Teams, gemischt aus den TN der 4 Länder. Ich bitte Sie, eine Länderkarte Ihrer Farbe zu ziehen und mit ihren Teammitgliedern diese Frage zu diskutieren. (Restgruppen teile ich ein.)

In einem 2. Input möchte ich in geraffter Form Thesen zum Thema vortragen:


Thesen zu Seminarmethoden

  1. Im Grunde genommen lernen Erwachsenen wie Jugendliche.
  2. Ausnahme: Sie selektieren, lernen nur das, was sie wollen, was sie in ihrem Beruf wirklich anwenden können.
  3. Deswegen basieren die Themen und Aspekte auf dem Prinzip der Freiwilligkeit.
  4. Deswegen stehen immer mehr Themen zur Wahl als TN.
  5. Alles hängt mit allem zusammen.
  6. Wir unterrichten nicht Fächer, sondern Menschen.
  7. Die Lehrkraft verfügt über die Schlüsselqualifikationen selbst, zu denen sie ihre Schüler führen will.
  8. Der Lehrerstudent kommt in zahlreichen Lernsituationen in die Rolle des Lehrenden.
  9. Obwohl wir „Dozenten“ heißen, heißt „Lehren“ nicht „Dozieren“, sondern Organisieren selbsttätiger Lernprozesse.
  10. Lehrerbildung organisiert sich interdisziplinär.
  11. Ein erster Schritt dazu ist ein gemeinsames Seminarprojekt.
  12. In einem „Work in Progress“ erarbeiten die Studenten ihre Themen zunehmend selbst.
  13. Methoden werden in den Methoden erarbeitet. (Verzahnung Form – Inhalt)
  14. Sitzordnungen sind kommunikativ.
  15. Lehrerbildungsseminare haben einen permanenten Fortbildungsbedarf, speziell in „handlungsorientierten Seminarmethoden“. (Ich stehe dafür zur Verfügung.)
  16. "Panta rei": Alles ist im Fluss. Seminarbildung und Seminarmethoden werden nie statisch, sondern entwickeln sich weiter. Der Rahmen für     die methodische Entwicklung ist eine permanente Organisationsentwicklung.

 

 

Wir diskutieren jetzt diese Thesen nach 3 Gesichtspunkten:

 

·        sind sie Wirklichkeit?

·        sind sie Notwendigkeit?

·       sind sie Unsinn?

 

Wir machen dies in der Bienenkorbmethode:

 

1. In einem „Palaver“ diskutieren wir die Frage im Flüsterton mit dem Nachbarn zur Rechten und zur Linken (5 Min).

 

2. Wichtige Beitrage daraus tragen wir im Plenum vor.

 

 

Resümee - Ausblick

© 2002-2008  Michael Seeger,  IFD Filadelfia,  letztes update 20. 10. 2008