Minnedienst

>> siehe auch Gaweins Hochzeitsgesang

Aus der Ritterpflicht zum Minnedienst erwächst die Minnelyrik: Der Ritter verehrt die für ihn unerreichbare verheiratete Frau des Burgherrn in selbst gedichtetem oder auswendig vorgetragenem Minnesang. Darin beklagt er in der Regel den Herzschmerz, der daher rührt, dass er die angebetete Herrin nicht erreichen kann, dass sie sich ihm nicht liebevoll zuwendet.
War da der Burgherr und Ehemann nicht eifersüchtig? Nein, denn die Liebeserklärung war nicht ganz ernst gemeint, sondern rein fiktiv (erdacht). Es handelte sich um ein höfische Spiel, bei dem das Publikum die Regeln und Rituale kannte und sich daran ergötzte, genau wie beim Turnier.
Neben dieser Form der „hohen Minne“ gab es die „niedere Minne“, die von der vollzogenen Liebe, meist mit einem Bauernmädchen erzählte. Überall ist also der Standesunterschied präsent.
Viele Minnesänger gehörten zum Stand der Ministerialen. Manchen ist es gelungen, durch die künstlerische Leistung als Minnedichter lehensfähig zu werden und als Untervasall in den echten Ritterstand aufzusteigen.

Manessische Liederhandschrift

Der Minnesänger von Stamheim

Ulrich von Lichtenstein

>> Wissenschaftliche Erklärung

Textauszug aus "Parzival" dazu:

S. 199f

Fast im selben Augenblick sah er ein wenig weiter vorne unter einer Linde einen Mann und eine Frau sitzen. Sie waren reich gekleidet, und auch ein Pferd stand da, das einen kostbaren Frauensattel trug. Mit dem Mann freilich musste irgendetwas nicht in Ordnung sein. Er lehnte am Stamm, hielt die Augen geschlossen und ließ die Arme kraftlos herabhängen. Jetzt hatte die Frau Gawain erblickt. Sie sprang auf und begann heftig zu winken. Gawain seufzte: Immer wenn Frauen im Spiel waren, bedeutete es Kampf oder wenigsten vergeudete Zeit, das hatte unterdessen genugsam erfahren. Aber Ritterpflicht war Ritterpflicht und so hielt er an und fragte, ob sie seines Dienste bedürfe. "Ach, Herr", sagte sie und sah ihn herzbewegend an, "mein Gemahl ist plötzlich krank geworden. Es ist ein altes Übel, das ihn von Zeit zu Zeit befällt. Aber es gibt ein gutes Heilmittel dagegen. Siehst du, Herr da vorne hinter den großen Bäumen liegt ein Garten, der gehört der Herzogin Orgeluse. Darin wächst ein Kräutlein  mit kleinen hellroten Blüten und schmalen Blättern, davon braucht man nur ein paar zu essen und die Schmerzen verschwinden sogleich. Ich bitte dich, reite nach dem Garten und bringe mir das Kräutlein." "Wenn es  weiter nichts ist ", sagte Gawain gutmütig und trieb Gringuljete an. "Das Kräutlein sollst du gleich haben." Aber es dauerte doch ein wenig länger.

S. 201

Die Herzogin Orgeluse hatte grüne Augen, so grün wie das Wasser der Quelle, ihr Haar war feuerrot und sie blickte Gawain so hochmütig an, dass es ihm kühl über den Rücken schlich."

S. 204

Ja so war die Herzogin Orgeluse: schön, stolz, übermütig, statt des Herzens musste sie einen Stein in der Brust tragen, sagten die Ritter, die das Unglück in ihre grünen Augen zu schauen. Nur manchmal kam es plötzlich über sie, dass sie sterbenstraurig wurde. Aber das verbarg sie sorgfältig und trieb es nur noch toller. -

S. 231 f

"Komm, Gringuljete ", sagte er also und erhob sich seufzend, "wir müssen den Zweig holen, da es unsere Herrin nur einmal wünscht. Aber mich dünkt, Minnedienst kann zuweilen recht hart sein." Er klomm und ritt den Hang hinauf, auf dessen Höhe der Baum leuchtete. Er sah, wie drüben die Herzogin  auch ihr Pferd bergwärts lenkte: Aber zwischen ihnen lag die Schlucht, darin das Wasser toste, und die schöne Orgeluse blickte kein bisschen fröhlicher drein als Herr Gawein, der nicht wusste, ob ihm das Herz mehr wehtat oder die zerschundenen Glieder.

Die Sänger lügen, wenn sie sagen, die Minne sei das Schönste auf der Welt, und kam sich unglücklich vor wie noch nie.

© 2007-2010 Klasse 7e & Michael Seeger, Faust-Gymnasium Staufen, Letzte Aktualisierung 21.03. 2010  mail an organisator