EDWARD BURRA "IZZY ORT´S"

Der Raum neben und vor der Tanzfläche ist ebenfalls voll von Gästen, unter denen Matrosen mit ihren kurz geschnittenen Haaren und blauen Anzügen überwiegen. Es scheint sich hier also um ein Hafenlokal zu handeln. Doch unterscheidet sich diese Kneipenszene von Burras anderen Bildern, auf denen die Lebensfreude der "einfacheren Menschen", welche Burra immer bewunderte, vorherrscht. Durch diesen Matrosen hebt Burra die Hauptaussage des Bildes hervor: die Einsamkeit in der Menge. Obwohl sich der Matrose unter vielen Menschen aufhält. ist er einsam, hat keinerlei Kontakt mit den anderen Gästen und ist so völlig abgeschnitten von dem Treiben im Lokal.
"Izzy Ort´s" beschreibt eine von Edward Burra häufig behandelte Szene: Das Bild zeigt ein Nachtlokal in Boston - ein Milieu, das Burra Zeit seines Lebens in seien Bann zog, da  es so ganz anders war als das Milieu, das Burra aus seinem aus seinem spießigen Heimatstädtchen Rye in England kannte. Wie es für eine Hafenkneipe üblich ist, treffen sich hier Menschen aus den verschiedensten Ländern, doch wirkt "Izzy Ort´s" fast bedrohlich. Obwohl die Menschen oft in Guppen beieinander stehen, starren sie mit weit aufgerissenen Augen ins Leere, als ob sie sich nichts zu sagen hätten. Ihre Gesichter sind glatt und maskenhaft. Für mich ist dieses Bild besonders interessant, weil man die dargestellte Problematik auch auf unsere Gesellschaft übertragen kann, in deren vermeintlicher Gemeinschaft allzu oft einzelne Menschen oder Menschengruppen isoliert oder ausgeschlossen werden.
Das Gemälde ist in satten Farben gemalt, wobei dunkle Blau- und Brauntöne dominieren. Zentrum und zugleich Hintergrund des Bildes ist die von einer Lampe erhellte Tanzfläche. Zwei Paare tanzen dort ausgelassen zu der Musik einer Band, die aus dem gemalten Bergpanorama aus der Wand herauszuschauen scheint. Auffallend ist hier, dass Burra die Musiker - außer einer schwarzen Krawatte - völlig weiß belassen hat und ihnen so ein anonymes Aussehen verleiht. Rechts und links oben sind die Ansätze einer Galerie zu sehen, wo wahrscheinlich auch Gäste des Lokals sitzen. Vom rechten Rand aus stiert eine Frau, die dem Milieu entsprechend wohl eine Dirne ist, mit stark geschminktem Gesicht in den Raum. Der eigentliche Blickfang des Bildes ist jedoch ein Matrose, der im Vordergrund in Übergröße frontal aus dem Bild hinausschaut, eine Zigarette in der rechten Hand haltend. Sein Gesicht wirkt ausdruckslos, resigniert und traurig. Seine Augen bestehen aus zwei wässrig blauen Löchern, die leer und wie mit Tränen gefüllt scheinen und das Gesicht völlig beherrschen und erschreckend wirken lassen.       (Nena)                BACK